André Kessler im Studio von Charivari Würzburg (Foto: RadioBlog.eu)
André Kessler im Studio von Charivari Würzburg (Foto: RadioBlog.eu)

Offene Studios in Bayern: Besuch bei Charivari und Radio Gong Würzburg

Am vergangenen Wochenende haben zahlreiche Radio- und TV-Veranstalter in Bayern ihre Studios für das Publikum geöffnet. So habe ich die Gelegenheit genutzt, Radio Primaton und Radio Hashtag+ in Schweinfurt zu besuchen. Von dort aus fuhr ich weiter nach Würzburg, wo ich für 12 Uhr einen Termin zur Führung bei Radio Charivari vereinbart hatte.

Ich kenne die Würzburger Lokalradios seit ihrem ersten Sendetag am 8. Mai 1987. Wie ich vom Sendestart erfahren habe, weiß ich nicht mehr. Damals teilten sich Radio Gong Mainland, Mainradio (das heutige Charivari) und Würzburg 1 (hat seinen Sendebetrieb eingestellt) die UKW-Frequenz 103,0 MHz.

Eigentlich wollten die drei Stationen gemeinsam als Radio Frankenwarte auftreten. Das hat aber ebenso wenig geklappt wie in Rheinland-Pfalz, wo RPR, PRO Radio 4, der Linksrheinische Rundfunk und Radio 85 gemeinsam unter der Dachmarke Radio 4 auftreten wollten. Vor allem RPR, das einen Großteil der Sendezeit bestritt, hatte on air fast nur den eigenen Namen erwähnt.

Funkhaus Würzburg in der Semmelstraße 15 (Foto: RadioBlog.eu)
Funkhaus Würzburg in der Semmelstraße 15 (Foto: RadioBlog.eu)

Aus Aschaffenburg „geliehene“ Frequenz

Da die Frequenzen für Lokalradios in Würzburg noch nicht koordiniert waren, musste das Frequenzsplitting gewählt werden, um drei Anbietern den Sendestart zu ermöglichen. Ferner wurde die Frequenz 103,0 MHz „ausgeliehen“, die eigentlich für den Standort Pfaffenberg bei Aschaffenburg koordiniert ist. Dort ist sie noch heute für Antenne Bayern auf Sendung.

Vorteil der Frequenz 103,0 MHz war, dass der Bereich oberhalb von 100 MHz noch nicht sehr dicht belegt war. Somit war Radio Frankenwarte weit über den Großraum Würzburg hinaus bis nach Hessen und Baden-Württemberg zu hören. Ich selbst konnte Lokalradio aus Würzburg auf UKW nie wieder so gut empfangen wie damals auf 103,0 MHz.

Vor allem in der ersten Woche nach dem Sendestart hörte ich oft Radio Frankenwarte. Am 15. Mai 1987 ging dann aber das Aschaffenburger Lokalradio on air, das für mich noch interessanter war. Schließlich hatten Radio Primavera, Welle Untermain und Radio ARA auch Hörer aus der hessischen Nachbarregion im Blick. Noch heute ist Radio Primavera auch „mein“ Lokalsender, der den Main-Kinzig-Kreis, den Landkreis Offenbach und den Kreis Darmstadt-Dieburg bei seiner redaktionellen Berichterstattung mitberücksichtigt.

Gang zu den Studios der beiden Würzburger Lokalradios (Foto: RadioBlog.eu)
Gang zu den Studios der beiden Würzburger Lokalradios (Foto: RadioBlog.eu)

Frequenzsplitting adé

Während sich das Frequenzsplitting in Aschaffenburg dadurch erledigte, dass Welle Untermain und Radio ARA ihren Betrieb wieder einstellten, bekamen die drei Würzburger Veranstalter im Juni 1988 eigene Frequenzen. Der Empfang verschlechterte sich für mich drastisch, weil die neuen Frequenzen nun unterhalb 100 MHz in das ohnehin schon dicht belegte Spektrum „gequetscht“ wurden.

Radio Gong konnte am 28. März 1994 auf 106,9 MHz wechseln. Doch auch die vergleichsweise hohe Sendeleistung von 5 kW ERP nutzte mir nichts. Auf der benachbarten Frequenz 106,8 MHz sendet Hit Radio FFH mit 32 kW ERP. Dadurch war und ist Radio Gong nur mit sehr trennscharfen Geräten zu empfangen.

Am besten war über viele Jahre der Empfang von Radio Charivari auf 97,1 MHz. Die Frequenz war frei – und musste irgendwann aufgegeben werden, weil es offenbar Intermodulationsprodukte gab, die den Polizeifunk gestört haben. Die neue Charivari-Frequenz 102,4 MHz ist aus Sicht eines Hörers in Hessen unbrauchbar. Direkt nebenan, auf 102,5 MHz, funkt hr4 mit 100 kW ERP vom Großen Feldberg im Taunus. Da hat der 300-Watt-Sender von Charivari keine Chance.

Studio von 106.9 Radio Gong (Foto: RadioBlog.eu)
Studio von 106.9 Radio Gong (Foto: RadioBlog.eu)

Guter Empfang dank DAB+

Wirklich gut ist der Empfang der Würzburger Lokalradios erst wieder seit 2017. Seitdem wird über DAB+ gesendet. Hierfür werden Kapazitäten im Unterfranken-Multiplex des Bayerischen Rundfunks im Kanal 10A genutzt, der auch im ganzen Rhein-Main-Gebiet sowie in weiten Teilen Mittel- und Osthessens gut zu empfangen ist.

Das Interesse an Radio Gong und Radio Charivari (Würzburg 1 gibt es nicht mehr) habe ich nie verloren. War Ende der 80er und in den 90er Jahren Gong mein Favorit, höre ich heute lieber Charivari, dessen Slogan „Das Radio von hier mit den Klassikern unserer Zeit“ recht gut zu meinem Musikgeschmack passt.

Umso mehr war ich erfreut, dass es mit dem Studiobesuch am vergangenen Wochenende geklappt hat. Dabei erhielten wir Teilnehmer Einblicke in den laufenden Sendebetrieb, in die Redaktion und in die Musikplanung. Monique Marten und André Kessler, die normalerweise werktags gemeinsam die Frühsendung gestalten, standen ausnahmsweise auch am Samstag zusammen am Mikrofon.

Sende-Automation von Charivari Würzburg (Foto: RadioBlog.eu)
Sende-Automation von Charivari Würzburg (Foto: RadioBlog.eu)

1500 Titel in der Musik-Rotation

Rund 1500 Titel sind in der Musik-Rotation von Charivari – und das hört man. Anders als bei vielen anderen Radiostationen hört man nicht mehrmals am Tag die gleichen Songs. Dennoch ließe sich die musikalische Vielfalt noch erweitern. Schließlich gibt es von den meisten Interpreten mehr als drei oder vier Hits.

Aber immerhin klingt Charivari Würzburg abwechslungsreicher als viele andere Classic Hits Formate. Zudem erweitert man die Klassiker durch aktuelle Songs, die zum Format passen. Das ist aus meiner Sicht eine gute Lösung, um beispielsweise auch „Scheuklappen-Hörern“ wie mir, die eigentlich nur Oldies und Classic Rock mögen, neuere Musik näherzubringen.

Selbst mit der redaktionellen Berichterstattung von Charivari kann ich etwas anfangen: Schließlich ist der Main-Spessart-Kreis meine Nachbarregion. Meine Autowerkstatt war jahrzehntelang in Frammersbach, eine Pizzeria, die ich sehr mag, ist in Lohr beheimatet. Ein Kumpel hatte für einige Jahre in Karlstadt gearbeitet, bevor er nach Oberfranken zurückgekehrt ist.

Mischpult im Charivari-Studio (Foto: RadioBlog.eu)
Mischpult im Charivari-Studio (Foto: RadioBlog.eu)

Studios an bekannter Stelle

Die Studios von Gong und Charivari befinden sich im gemeinsam von beiden Stationen genutzten Funkhaus Würzburg in der Semmelstraße 15. Diese Räumlichkeiten sind mir wohlbekannt. Von hier aus sendete Radio Gong schon vor 35 Jahren – und damals hatte ich den Sender, wie auch Charivari und Würzburg eins, schon einmal besucht.

Ich habe mich gefreut, dass es nach so langer Zeit mit einem erneuten Studiobesuch geklappt hat. Herzlichen Dank an alle, die das ermöglicht haben. Bleibt zu hoffen, dass es bis zum nächsten Tag der offenen Studios nicht weitere 40 Jahre dauert und sich dann auch Radio Primavera an der Aktion beteiligt.

Studios für beide Programme direkt nebeneinander (Foto: RadioBlog.eu)
Studios für beide Programme direkt nebeneinander (Foto: RadioBlog.eu)

UKW-Frequenzen Radio Charivari Würzburg

  • Gemünden (Hofstetten) – 90,4 MHz – 0,1 kW
  • Karlstadt – 88,6 MHz – 0,05 kW
  • Kitzingen (Schwanberg) – 88,5 MHz – 0,05 kW
  • Marktheidenfeld – 99,0 MHz – 0,1 kW
  • Ochsenfurt – 92,6 MHz – 0,05 kW
  • Würzburg (Frankenwarte) – 102,4 MHz – 0,3 kW

UKW-Frequenz 106,9 Radio Gong Würzburg

  • Würzburg (Frankenwarte) – 106,9 MHz – 5 kW
Zusätzliches Studio für die Produktion von Beiträgen (Foto: RadioBlog.eu)
Zusätzliches Studio für die Produktion von Beiträgen (Foto: RadioBlog.eu)

DAB+-Sendernetz Unterfranken – Kanal 10A

  • Alzenau (Hahnenkamm) – 10 kW
  • Burgsinn – 1 kW
  • Dettelbach – 2 kW
  • Ebern (Haubeberg) – 2 kW
  • Gemünden (Hofstetten) – 12,5 kW
  • Kreuzberg/Rhön – 25 kW
  • Miltenberg (Wenschdorf) – 10 kW
  • Neustadt am Main – 10 kW
  • Obernburg am Main – 4 kW
  • Ostheim (Heidelberg) – 2 kW
  • Pfaffenberg – 25 kW
  • Schweinfurt (Schonungen) – 10 kW
  • Volkach – 6,3 kW
  • Wertheim (Schloßberg) – 5 kW
  • Würzburg (Frankenwarte) – 25 kW
  • Zeil am Main – 10 kW

Livestreams

Charivari live mit Monique Marten und André Kessler