Vergangene Woche war ich in München, um für teltarif.de von der IAA Mobility zu berichten. Mein Haupt-Augenmerk lag dabei auf den Entertainment-Systemen in den Fahrzeugen. Android Auto und Apple CarPlay sind mittlerweile Standard – außer bei Tesla, das nach jahrelanger Abwesenheit erstmals wieder auf der IAA vertreten war.
Bei Tesla hat mich das große Display beeindruckt. Das lädt auch zum Betrachten von Videos ein, wenn das Auto geparkt ist. Ich würde dann aber gerne auch selbst entscheiden, welche Dienste ich nutzen möchte. Hier auf die von Tesla vorgegebenen Angebote festgelegt zu sein, ist nicht kundenfreundlich.
Natürlich ist es nachvollziehbar, dass nicht jeder Hersteller jeden Dienst integrieren kann. Eine gute Alternative wäre vielleicht die Integration von AirPlay für iPhone-Nutzer und Googlecast für Tesla-Fahrer, die ein Android-Smartphone verwenden.
Erfreut war ich, dass Tesla nun auch DAB+-Empfang ermöglicht. Für Webradio setzt der Konzern auf TuneIn. Man kann sich auch mit seinem Account einloggen. Dann stehen die bei TuneIn hinterlegten Favoriten auch im Auto zur Verfügung. Zu gerne hätte ich gewusst, ob das auch für selbst hinzugefügte Streams funktioniert. Das ließ sich auf der Messe freilich nicht testen.
Mercedes Benz beeindruckt
Wenn es ausschließlich um das Entertainment-System geht, hat mich Mercedes Benz am meisten beeindruckt. Neben DAB+ und UKW bekommen die Kunden sogar noch Mittelwellenempfang. Für die Internetradio-Nutzung ist der Hersteller von TuneIn zu Audials gewechselt, wobei ich nicht weiß, ob das auch für bereits im Markt befindliche Fahrzeuge gilt.
Anders als bei Volkswagen bekommt man Zugriff auf die komplette Audials-Datenbank. Man kann sich sogar mit dem eigenen Audials-Account anmelden. Das hat mir gut gefallen. Leider zeigte das auch, dass die Webradio-Funktion bei VW nicht gut umgesetzt ist. Besser ist das auch bei aktuellen Modellen nicht, wie ich in einem ID.7 auf der Messe erleben durfte.
Opel-Fahrer können nach wie vor auch manuell DAB+-Kanäle und UKW-Frequenzen abstimmen. Zumindest für DAB+ bietet das praktisch kein anderer Hersteller mehr an, auf UKW funktioniert das bei Tesla und Mercedes nur sehr umständlich durch Eingabe der Frequenz auf einer Zehnertastatur.
Audi mit „Online-Senderverfolgung“
Bei den Autoradios von Audi lässt sich die „Online-Senderverfolgung“ auf Wunsch einschalten. Das heißt, der Tuner schaltet automatisch auf Webradio um, wenn das gerade gehörte Programm nicht (mehr) auf DAB+ oder UKW zu empfangen ist. Das ist eine Innovation, die ich mir auch von weiteren Herstellern erhofft hätte.
Es ist sogar möglich, für den Internetradio-Empfang aus mehreren Qualitätsstufen auszuwählen. Wer Daten sparen und auch bei schlechter Netzabdeckung noch brauchbaren Empfang haben möchte, kommt so genauso auf seine Kosten wie ein anderer Kunde, dem es vielleicht eher auf gute Soundqualität ankommt.
Was mich bei Audi zuerst irritiert, im Nachhinein aber begeistert hat, ist die Funktionsweise des Touchscreens. Man muss etwas kräftiger drücken, um die gewünschte Steuerung auszulösen. Das macht auf den ersten Blick einen schlechten Eindruck. Wenn ich aber daran denke, wie oft ich schon Fehlbedienungen ausgeführt habe, weil der Bildschirm viel zu schnell reagiert, ist die Audi-Lösung eine gute Idee.
Car-HiFi-Systeme werden ähnlicher
Ansonsten ist festzustellen, dass sich die Car-HiFi-Systeme der Autohersteller immer ähnlicher werden. Die Displays werden größer, die Kunden bekommen eine stets aktualisierte Liste aller aktuell von der Software als empfangswürdig erachteten Programme auf DAB+ und UKW. Aus dieser Liste kann der Anwender dann den gewünschten Sender auswählen.
Wie aktuell die Datenbanken sind, zeigt sich anhand der Senderlogos. Die Oldie Antenne hatte bei VW zum Beispiel kein Logo, bei BMW hingegen schon, um nur ein Beispiel zu nennen. Die manuelle Frequenzabstimmung sieht man immer seltener. Der Normalkunde benötigt sie vermutlich auch nicht. Der DXende Autofahrer würde sich aber durchaus wünschen, auch manuell auf Senderjagd zu gehen.