Die erste Woche The WOLF (Foto: Radio 21)
Die erste Woche The WOLF (Foto: Radio 21)

Eine Woche The WOLF: Bei „Deutschlands Country Radio“ läuft noch nicht alles rund

Heute vor einer Woche gingen die regionalen DAB+-Multiplexe für private Programmveranstalter in Niedersachsen an den Start. Aus diesem Anlass starteten mit Antenne Schlager und The WOLF auch zwei neue Programme. Diese wurden von Antenne Niedersachsen und Radio 21 eigens für die neue terrestrische Sendemöglichkeit ins Leben gerufen, nachdem Radio ffn seinen Spartenkanal Radio Bollerwagen ebenfalls über DAB+ in Niedersachsen verbreitet.

Ich habe mich mit The WOLF etwas intensiver befasst und bereits die Testsendungen verfolgt. Diese waren schon seit Ende Juni via Internet zu hören. Mein Ersteindruck von „Deutschlands Country Radio“, wie sich The WOLF im Untertitel nennt, war durchaus positiv. Für diese Musikfarbe gibt es im terrestrischen Rundfunk in Deutschland derzeit kein eigenes Programm, obwohl Country-Musik auch hierzulande eine große Fangemeinde hat.

Warten auf den Sendestart

So spannend ich es fand, die Testsendungen live mitzuhören, so irritierend mag das für normale Hörer gewesen sein, die über DAB+ oder den Radioplayer.de auf The WOLF aufmerksam wurden. Einerseits hörte sich das Programm schon nach Regelbetrieb an. Andererseits wiederholten sich die Musiktitel sehr oft, und auch die Voicetracks, die einem um „20 vor“ suggerierten, dass wir gerade „volle Stunde“ haben, waren zumindest „verwirrend“.

Man fragt sich, warum The WOLF nicht einfach eine Testschleife mit Hinweis auf den Sendestart ausgestrahlt hat. Es gab on air keine einzige Information dazu, wann The WOLF offiziell startet. Am Tag vor dem Launch hieß es auf Facebook, der Start erfolge „mittags“ – vermutlich weil dann auch die Auftakt-Veranstaltung für die neuen DAB+-Multiplexe in Niedersachsen stattfand.

Sendestart-Ankündigung auf Facebook (Foto: Radio 21)
Sendestart-Ankündigung auf Facebook (Foto: Radio 21)

Auftaktsendung ab 6 Uhr früh

Umso überraschter war ich, als ich das Radio heute vor einer Woche gegen 7 Uhr einschaltete und feststellen musste, dass das reguläre Programm längst lief. Die Auftaktsendung hatte bereits ab 6 Uhr Olli Peral moderiert, den der geneigte Hörer ansonsten von der Nachmittags-Show auf Radio 21, Rockland Radio und Antenne Sylt kennt. Hätte ich den ersten Sendetag nicht komplett mitgeschnitten, so wäre der Start an mir vorbeigegangen.

Überrascht vom frühen Sendestart war scheinbar auch Fabian Baron, der jeweils von 13 bis 18 Uhr bei The WOLF zu hören ist. Am ersten Tag hat er mehrfach auf die moderierten Sendungen hingewiesen, die jeweils „von 8 bis 18 Uhr“ zu hören seien. Kann passieren, aber mehrfach? Das Programmschema des Senders, für den man arbeitet, sollte man vielleicht doch kennen.

Wirklich komplex ist das Sendeschema eigentlich nicht. „Moderation“ gibt es bei The WOLF nur werktags – und auch das nur von 6 bis 18 Uhr. Ähnlich wie bei Nostalgie Deutschland gibt es in jeder Sendestunde lediglich vier Voicetracks. Dazu werden Welt- und Regionalnachrichten sowie Verkehrsmeldungen von Radio 21 übernommen. Mit „echter“ Moderation haben vier Voicetracks pro Stunde freilich wenig zu tun. Samstags und sonntags läuft sogar rund um die Uhr Nonstop-Musik.

Kleine Rotation und viele Pannen

The WOLF hat allerdings noch ganz andere Baustellen. So ist die Musikrotation nach wie vor sehr eng, auch wenn man den Eindruck gewinnt, dass seit Sendestart bereits nachgebessert wurde. Bei manchen Songs – etwa von George Ezra oder den Traveling Wilburys – fragt man sich zudem, was diese mit der Sparte Country zu tun haben.

Nicht nachvollziehbar ist auch, dass es auch Tage nach dem offiziellen Sendestart nach wie vor Probleme mit der Automation des Senders gibt. Die Weltnachrichten werden gegen Ende teilweise zu früh ausgeblendet, der Übergang auf die regionalen Meldungen erfolgt viel zu früh – und das nicht einmalig, sondern immer wieder. Ähnliches passiert regelmäßig beim Übergang von den Regionalnachrichten zum Verkehrslagebericht. Da fragt man sich, wie hoch die Priorität ist, die Radio 21 seinem neuen digitalen Ableger derzeit einräumt.

Darstellung des DAB+-Sendegebiets auf der Webseite (Quelle: the-wolf.de, Screenshot: RadioBlog.eu)
Darstellung des DAB+-Sendegebiets auf der Webseite (Quelle: the-wolf.de, Screenshot: RadioBlog.eu)

Internet und Social Media

Bezeichnend für den nicht ganz optimal verlaufenen Start von The WOLF ist auch, dass die Webseite des Senders erst am Nachmittag des ersten offiziellen Programmtags freigeschaltet wurde. Auf Facebook wurde hingegen schon Tage vor dem Sendestart auf das neue Programm aufmerksam gemacht. Pünktlich zu Programmbeginn hatte das Social Media Team dann eine schöpferische Pause eingelegt, anstatt den Start zu begleiten. Erst am Wochenende gab es neue Postings.

Sehr „speziell“ ist auch die Darstellung der Empfangsmöglichkeiten auf der Webseite. DAB+ in Niedersachsen? Stimmt, aber einerseits machen die Wellen vom Sender Steinkimmen keinen Bogen um die Hansestadt Bremen. Zum anderen ist in Niedersachsen selbst derzeit noch kein landesweiter Empfang möglich. Hier wäre es besser gewesen, die tatsächliche Reichweitenkarte zu nutzen, um bei potenziellen Hörern keine falschen Erwartungen zu wecken.

Interessant ist auch der Verweis auf die Radio 21 App, wo man den Stream von The WOLF aber in den ersten Tagen nach Sendestart noch gar nicht finden konnte. Für den Empfang über TuneIn wurde nur eine Suche nach dem Begriff „the wolf“ eingepflegt, wo das Programm aus Garbsen aber unter gefühlt hunderten von Radiostationen mit ähnlichem Namen untergeht. Ist es wirklich zu viel verlangt, gleich einen Link zum „richtigen WOLF“ einzubauen?

Start offenbar schlecht vorbereitet

Mir drängt sich der Eindruck auf, dass der Start von The WOLF nicht gut vorbereitet wurde. Radio 21 weiß, wie man ein professionelles Programm macht. Das stellt der Sender seit Jahren unter Beweis. Ein bisschen mehr Engagement für den neuen Spartenkanal sollte man aber doch aufbringen, wenn das Programm Erfolg haben soll.