Bayern 1 ist Radio-Marktführer im Freistaat (Foto: Bayerischer Rundfunk)
Bayern 1 ist Radio-Marktführer im Freistaat (Foto: Bayerischer Rundfunk)

Funkanalyse Bayern: „Schulnoten“ für die Radios im Freistaat

Heute wurde im Rahmen der Nürnberger Lokalrundfunktage die Funkanalyse Bayern 2022 veröffentlicht. Einige Details wurden schon gestern bekannt. So ist das terrestrische Digitalradio DAB+ weiter auf Erfolgskurs. Mittlerweile haben 44 Prozent der Bevölkerung Bayerns Zugang zu DAB+. Immerhin jeder Dritte schaltet das terrestrische Digitalradio auch tatsächlich ein.

DAB+ wird täglich von gut drei Millionen Hörern genutzt. Damit liegt dieser Verbreitungsweg vor dem Internetradio, das jeden Tag von 1,9 Millionen Einwohnern in Bayern genutzt wird. Immerhin rund 15 Prozent aller, die werktags Radio hören, nutzen dafür ausschließlich DAB+. Gleichzeitig sinkt die Tagesreichweite, die ausschließlich über UKW generiert wird, erstmals deutlich unter 50 Prozent.

Gewinner und Verlierer

Unter den bundes- oder bayernweiten DAB+-Programmen ohne UKW-Verbreitung in Bayern sind die deutschlandweiter Version von Radio Energy mit einer Tagesreichweite von 181.000 Hörern und Arabella Bayern mit 112.000 Hörern besonders erfolgreich.

AIDAradio und Nostalgie senden im Freistaat mit Tagesreichweiten von 6000 bzw. 7000 Hörern hingegen fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Auch die Zahlen für Absolut Oldie Classics (16.000 Hörer) und Absolut TOP (18.000 Hörer) sind eher enttäuschend.

Regionale DAB+-Angebote kommen an

Die Zahlen für regionale DAB+-Programme in Bayern zeigen, dass man mittlerweile auch ohne UKW-Frequenzen eine größere Anzahl von Hörern erreichen kann. Voraussetzung ist, dass sich der Veranstalter bei den Inhalten ein bisschen Mühe gibt.

Die Tagesreichweite von 49.000 Hörern für Radio 7 klammere ich hier einmal aus, denn der Sender verfügt sehr wohl über leistungsstarke UKW-Frequenzen. Diese sind auch in Bayern zu empfangen, auch wenn sich die Sendeanlagen im benachbarten Baden-Württemberg befinden.

Die Oldie Welle Niederbayern kommt auf eine Tagesreichweite von 27.000 Hörern. Dazu kommen nochmals rund 1000 Hörer im Raum Ingolstadt. Alpin FM erreicht täglich 26.000 Hörer. Zwar bieten diese beiden Programme kaum redaktionelle Inhalte. Dafür sind Musikfarben zu hören, die es sonst im Radio eher selten gibt.

Sehr gute Ergebnisse erzielten auch Radio Augsburg mit 19.000 Hörern und Radio Schwaben mit 15.000 Hörern. Die Hörerzahl von Digital Classix, dem digitalen Ableger des Münchner Lokalsenders Radio 2Day ist hingegen kaum messbar, und auch MEGARADIOmix (2000 Hörer), Radio Galaxy Oberfranken und die Hoamatwelle – Radio Schwany (jeweils 3000 Hörer) senden eher am Publikum vorbei.

Radio Primavera verdoppelt Hörerzahl

Bei den Lokalsendern habe ich mir zunächst die Zahlen von Radio Primavera aus Aschaffenburg angesehen, zumal der Sender auch die an den bayerischen Untermain angrenzenden hessischen Regionen redaktionell abdeckt. Die Tagesreichweite stieg von 8,1 Prozent im vergangenen Jahr auf 16,1 Prozent.

Radio Primavera macht eigentlich ein ganz gefälliges Programm. Bis zu acht Minuten lange Werbeblöcke sind für mich aber ein Ausschaltfaktor, zumal die Spots immer vor der vollen und halben Stunde gesendet werden – also zu Zeiten, in denen ohnehin Wortbeiträge zu hören sind.

Würzburger Lokalradios mit massiven Verlusten

Ich wohne nur wenige Kilometer vom Main-Spessart-Kreis entfernt, der zum Sendegebiet der Würzburger Lokalradios gehört. Daher beobachte ich stets auch die Entwicklung bei Radio Gong 106.9 und Radio Charivari. Beide Programme mussten Verluste hinnehmen.

Bei Radio Gong 106.9 sank die Tagesreichweite von 26,7 auf 22,0 Prozent. Charivari Würzburg verschlechterte sich von 14,3 auf 9,1 Prozent. Während Charivari damit wieder auf dem schon vor zwei Jahren erstmals erreichten Tiefpunkt angekommen ist, hat sich die Quote von Radio Gong nach einem Höhenflug im vergangenen Jahr wieder normalisiert.

Nürnberg: Gong 97.1 mit Classic Rock erfolgreich

Für Gong 97.1 in Nürnberg hat sich der Formatwechsel vom Oktober 2021 offenbar ausgezahlt. Nach einer Tagesreichweite von 8,1 Prozent vor zwei Jahren und 8,6 Prozent im vergangenen Jahr ist das Programm nun bei 9,3 Prozent angekommen.

In München liegt Gong 96,3 mit einem Tagesmarktanteil von 10,4 Prozent sogar knapp vor Radio Arabella (10,2 Prozent), obwohl Arabella die deutlich bessere Frequenzausstattung hat. Radio 2Day verbesserte sich von 1,1 auf 1,7 Prozent. Schade, dass die Hörer den Mut des Teams um Peter Bertelshofer, ein bisschen anders als die Mitbewerber zu klingen, nicht belohnt.

Einen Sprung nach oben machte extra radio in Hof. Mit einer Tagesreichweite von 10,0 Prozent erreichte der Sender den besten Wert seit dem Wechsel auf die eigene UKW-Frequenzkette, die eine deutlich schlechtere technische Reichweite als die Frequenz 88,0 MHz des Mitbewerbers Radio Euroherz hat.

Bayern 1 hat bayernweit die Nase vorn

Bei den bayernweiten Programmen liegt Bayern 1 mit einer Tagesreichweite von 29,5 Prozent (2021 29,6 Prozent) auf Platz 1. Es folgt Antenne Bayern mit 21,5 (22,1 Prozent). Die Rock Antenne konnte sich leicht von 5,1 auf 5,4 Prozent verbessern, während ego FM von 1,5 auf 1,1 Prozent abgesackt ist.

Mich freut, dass Musikprogramme wie die Oldie Welle und Alpin FM oder auch lokale DAB+-Angebote wie Radio Augsburg und Radio Schwaben von den Hörern angenommen werden. Das zeigt: Wenn ein Programmveranstalter etwas bietet, wird Radio auch im Jahr 2022 noch gehört.

Ich freue mich auch für Arabella Bayern, dessen Reichweite vielleicht noch größer wird, wenn es sich herumspricht, dass es dieses Programm gibt. Schließlich ist das Programm erst seit Ende vergangenen Jahres bayernweit über DAB+ zu hören. Wie bereits berichtet, könnte der Empfang noch besser sein, wenn bei der digital-terrestrischen Abstrahlung andere Übertragungsparameter genutzt werden würden.