Am vergangenen Wochenende fand wieder das jährliche Mobilfunk-Usertreffen in Bielefeld statt. Ich war erstmals seit sieben Jahren wieder mit dabei, zumal die Treffen – nicht nur während der Corona-Zeit – in den vergangenen Jahren mehrfach ausgefallen sind. In diesem Jahr haben wir einen kleinen Exkurs zur Hünenburg gemacht. Als Süddeutscher weigert man sich eigentlich, eine 312 Meter hohe Erhebung als Berg zu bezeichnen. Aber gut, im Vergleich zum Gelände rundherum ist die Hünenburg tatsächlich hoch.
Auf dem Berg befindet sich die Funkübertragungsstelle Bielefeld 1, der 165 Meter hohe Fernmeldeturm, der von der DFMG Deutsche Funkturm GmbH betrieben wird. Der Fernmeldeturm auf der Hünenburg wurde 1972 erbaut. Er löste damals einen kleineren Turm in unmittelbarer Nachbarschaft ab, der heute als Aussichtsturm dient. Vor allem im Sommer dürfte der alte Fernmeldeturm viele Ausflügler anlocken, denn von dort aus hat man eine hervorragende Fernsicht über ganz Ostwestfalen.
Vom BFBS zu bigFM
Ich bin in den frühen 80er Jahren erstmals über einen Sender auf der Hünenburg gestolpert. Damals nahm der britische Soldatensender BFBS einen Sender mit einer Strahlungsleistung von 70 kW auf 101,5 MHz in Betrieb. Diesen Sender konnte ich – mit etwas Fading – ständig im östlichen Rhein-Main-Gebiet empfangen. Das fand ich als Kontrastprogramm zum AFN toll. Die Amerikaner strahlten die besten Shows in Frankfurt am Main nur auf Mittelwelle aus, während auf UKW eine Art „Fahrstuhlmusik“ lief. Beim BFBS konnte ich alle relevanten Sendungen auf UKW hören.
Leider war der Empfang nicht auf Dauer möglich. Der BFBS wechselte nach einigen Jahren auf 103,0 MHz. Dort konnte ich ihn aber zuhause nicht mehr empfangen. Das war ähnlich wie beim Empfang von DRS 3 vom Säntis. Anfangs, auf 103,1 MHz, war der Empfang bei mir möglich (bis SWF3 die Frequenz am Standort Donnersberg belegte). Nach dem Wechsel auf 105,6 MHz reichten die Wellen aus der Schweiz nicht einmal mehr bei Überreichweiten bis zu mir – obwohl andere Hörer selbst in Mittelhessen vom Empfang berichteten.
Spätestens mit dem Start des Privatfunks in Unterfranken wäre der BFBS-Empfang ohnehin nicht mehr möglich gewesen. Schon 1987 sendete Radio Frankenwarte aus Würzburg auf 103,0 MHz, später belegte Antenne Bayern vom Pfaffenberg bei Aschaffenburg die Frequenz. Während Antenne Bayern noch heute auf 103,0 MHz sendet, ist das beim BFBS seit 2020 nicht mehr der Fall. Stattdessen wird der Sender auf der Hünenburg für den landesweiten NRW-Privatsender bigFM (früher NRW 1) genutzt.
Digitalradio von der Hünenburg
Während es auf der Hünenburg nur einen einzigen UKW-Sender gibt, bekommen DAB+-Hörer von diesem Standort das „volle Programm“. Mit jeweils 10 kW ERP werden der erste bundesweite Multiplex im Kanal 5C, der zweite „Bundesmux“ im Kanal 5D, das landesweite Sendernetz für Privatradios in Nordrhein-Westfalen im Kanal 9D und der landesweite Mux des Westdeutschen Rundfunks im Kanal 11D ausgestrahlt.
Voraussichtlich noch vor Weihnachten folgt der regionale Privatradio-Multiplex für Ostwestfalen-Lippe im Kanal 12D. Für die zweite WDR-Senderkette im Kanal 9A ist aktuell kein Sender auf der Hünenburg geplant. In diesem Multiplex werden Regionalversionen von WDR 2 und WDR 4 ausgestrahlt, die für Hörer in Ostwestfalen nicht relevant sind.
DVB-T2: Free-TV plus Freenet
Der Fernmeldeturm auf der Hünenburg wird auch für digitales Fernsehen genutzt. Neben den öffentlich-rechtlichen TV-Programmen wird der Standort auch für freenet TV eingesetzt. Verbreitet werden folgende Multiplexe:
- freenet TV Mux 1 – Kanal 24 – 32 kW ERP
- WDR Mux 2 – Kanal 26 – 20 kW ERP
- freenet TV Mux 2 – Kanal 27 – 32 kW ERP
- WDR Mux 1 (Regional Bielefeld/Siegen) – Kanal 31 – 20 kW ERP
- ZDF – Kanal 33 – 20 kW ERP
- freenet TV Mux 3 – Kanal 39 – 32 kW ERP
Der Besuch auf der Hünenburg hat sich in jedem Fall gelohnt. Endlich war ich einmal direkt an dem Senderstandort, der mir vor 40 Jahren den BFBS ins Haus geliefert hat.