Sport1.fm-App auf dem Lumia 950 DS
Lizenz für Sport1.fm verlängert (Screenshot: RadioBlog.eu)

Kommt Sport1.fm zurück?

Sport1.fm hat 2018 seinen Sendebetrieb eingestellt, nachdem der Veranstalter sukzessive die Übertragungsrechte für Fußball-Bundesliga, DFB-Pokal und europäische Pokalwettbewerbe verloren hatte. Jetzt berichtet der Branchendienst SatelliFax, die Medienanstalt Hessen habe im Oktober die Sendelizenz für den Sport-Spartenkanal verlängert. Ist es etwa geplant, mit Sport1.fm neu durchzustarten?

Im kommenden Jahr werden die Übertragungsrechte für die Fußball-Bundesliga neu vergeben. Nehmen wir einmal an, Sport1 bewirbt sich erneut um die digitalen Audiorechte, und nehmen wir weiter an, der Veranstalter erhält den Zuschlag, dann wäre das zumindest theoretisch vorstellbar.

Derzeit kein bundesweites Sportradio in Deutschland

Nach dem Aus für Sportradio Deutschland fehlt hierzulande ein Hörfunkprogramm, das sich ausschließlich dem Sport widmet. In zahlreichen Nachbarländern gibt es Sportradios – zum Teil sogar mehrere parallel. Warum sollte das Format nicht auch hierzulande funktionieren?

Die Einstellung der bisherigen Projekte – 90elf, Sport1.fm, Amazon und Sportradio Deutschland – sprechen freilich gegen einen neuen Anlauf für ein Sportprogramm im deutschen Radio. Auf der anderen Seite stellt sich die Frage, inwieweit diese Projekte wirklich stellvertretend für alle denkbaren Sportradios in Deutschland stehen.

90elf war der Pionier

90elf war früh dran. Webradio wurde mobil seinerzeit noch kaum genutzt. DAB+ steckte noch in den Kinderschuhen. Zuhause brauchten viele Fans den Sender nicht, weil sie Live-Fußball im Fernsehen verfolgt haben. Dazu gab es noch keine Smart Speaker, WLAN-Radios waren Nischenprodukte, sodass 90elf vermutlich nicht auf die Hörerzahlen kam, die nötig gewesen wären, um kommerziell erfolgreich zu sein.

Für Sport1.fm gilt das gleiche. Hier kam hinzu, dass der Sender nie über einen eigenen DAB+-Kanal verfügt hat, sondern nur „Untermieter“ bei Energy war – oft mit technischen Problemen bei der Umschaltung zwischen beiden Programmen. Mobil via Stream konnte man das Programm kaum sinnvoll hören, da der Sender schon damals mit Vorschaltwerbung gearbeitet hat. Damals waren die Mobilfunknetze noch nicht so gut ausgebaut, sodass man gefühlt hinter jeder Kurve die Vorschaltwerbung hören musste.

Amazon und Sportschau Live: Event-Streams statt Radio

Amazon Music und das aktuelle Sportschau-Live-Angebot der ARD sind nicht so richtig mit 90elf und Sport1.fm vergleichbar. Hier gibt es keine linearen Radioprogramme, sondern lediglich Event-basierte Streams. Die terrestrische Verbreitung fehlt komplett. Fußball bei Amazon Music war über Apple CarPlay und Android Auto nie zu finden. Die ARD „versteckt“ die Streams in den Tiefen des Audiothek-Menüs. Benutzerfreundlich geht anders.

Sportradio Deutschland hatte kaum Live-Übertragungsrechte. Der Sender hat seine Hörer darüber hinaus auch oft überfordert – mit viel zu viel Wort und viel zu wenig Musik. Zudem war die Soundqualität bei Interviews oft eingeschränkt. Das haben vermutlich nur wenige Fans über einen längeren Zeitraum ausgehalten.

So könnte es weitergehen

Und jetzt ein Neustart von Sport1.fm? Daran glauben kann ich derzeit nicht, auch wenn ich mir nach wie vor ein Sportradio für Deutschland wünschen würde – idealerweise dann auch wieder über einen eigenen, bundesweit empfangbaren DAB+-Kanal. Wahrscheinlicher dürfte sein, dass sich die ARD im kommenden Jahr erneut die digitalen Audio-Übertragungsrechte für die Fußball-Bundesliga sichert und Sportschau Live auch in Zukunft angeboten wird.