In weiten Teilen von Kärnten ist Ö3 über den Sender Dobratsch zu empfangen
Vom Standort Dobratsch funkt auch der österreichische DAB+-"Bundesmux" (Foto: RadioBlog.eu)

ORF soll mit Popularbeschwerde zu DAB+-Start bewegt werden

In Österreich sind 16 private Hörfunkprogramme überregional über DAB+ auf Sendung. Dazu kommen weitere 16 Radiostationen im Großraum Wien. Jetzt gibt es Pläne für ein weiteres Sendernetz. Doch der in der Alpenrepublik meistgehörte Programmveranstalter – der öffentlich-rechtliche Österreichische Rundfunk – ist bislang nicht zu einem Sendestart im terrestrischen Digitalradio zu bewegen.

Der ORF hätte über DAB+ gerne ein weiteres Programm verbreitet. Das wurde ihm verwehrt. Also hat sich die Rundfunkanstalt dazu entschieden, für die terrestrische Verbreitung weiterhin auf UKW zu setzen und diesen analogen Weg durch Satellitenabstrahlung und Streaming zu ergänzen. Nun soll der Österreichische Rundfunk mit einer Popularbeschwerde dazu bewegt werden, doch noch auf DAB+ zu starten.

DAB+-Empfang in fast einem Drittel der österreichischen Haushalte

Bei einer im Auftrag der RTR-Medien durchgeführten Studie von Ipsos Market Research zeigt sich, dass mittlerweile 30 Prozent, also fast ein Drittel, aller Haushalte in Österreich über DAB+ Empfang verfügen – und das, obwohl das digitale Antennenradio zwischen Bregenz und Eisenstadt erst 2019 offiziell gestartet ist.

Den Begriff DAB+ kennt mit 54% bereits die Hälfte der Österreicher im Versorgungsgebiet, bei dem es derzeit noch viel „Luft nach oben“ gibt. Ein Viertel der österreichischen Bevölkerung hat zumindest einmal Radio über DAB+ gehört. Besonders im Auto ist das Angebot beliebt, zumal Neuwagen seit Anfang 2021 aufgrund einer EU-Versorgung verpflichtend mit dem digital-terrestrischen Rundfunk versorgt sind.

Popularbeschwerde soll ORF an Versorgungsauftrag erinnern

Als Nachteil – besonders im Vergleich zu vielen anderen europäischen Ländern – sehen viele Befragte die bislang ausbleibende Ausstrahlung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks auf DAB+ in Österreich. Nun gibt es eine Popularbeschwerde, die den ORF dazu bewegen soll, seine drei österreichweit gesendeten Hörfunkprogramme auch auf DAB+ verfügbar zu machen.

Die Popularbeschwerde bezieht sich dabei auf den Versorgungsauftrag des ORF gemäß § 3 Abs 1 Z 1 ORF-G in Verbindung mit § 3 Abs 4 ORF-G und sieht diesen durch die Unterlassung der Verbreitung auf DAB+ als digital terrestrischen Hörfunk als verletzt. Der ORF könnte im Gegenzug argumentieren, seinem Versorgungsauftrag bereits durch Nutzung anderer Verbreitungswege nachzukommen. Dabei weist selbst das UKW-Netz der Rundfunkanstalt noch Lücken auf.

Roman Gerner: „DAB+ ist relevanter Verbreitungsweg“

Die aktuelle Ipsos-Studie und die Popularbeschwerde zeigen einmal mehr, dass DAB+ ein in diesem Sinne relevanter Verbreitungsweg und Marktplatz ist. Das zeigt sich auch in Hinblick auf den nächsten Multiplex (MUX III), dessen Ausschreibung die Medienbehörde KommAustria derzeit vorbereitet. Damit einhergehen muss auch eine Aufstockung des Digitalisierungsfonds, um die Medienvielfalt in der österreichischen Hörfunk-Landschaft weiter zu fördern„, sagt Roman Gerner, Vorsitzender des Vereins Digitalradio Österreich.

Beim geplanten DAB+-MUX III ist neben der bundesweiten Verbreitung auch die Regionalisierung vorgesehen. Somit wäre dieses Sendernetz nicht nur für Ö1, Ö3 und FM4, sondern auch für die Ausstrahlung der neun Landesprogramme des ORF gut geeignet.