Pure Flow wird abgeschaltet (Screenshot: RadioBlog.eu)
Pure Flow wird abgeschaltet (Screenshot: RadioBlog.eu)

Pure beraubt WLAN-Radios ihrer Kernfunktion

Pure ist seit vielen Jahren als Hersteller von smarten Radiogeräten bekannt. Viele ältere WLAN-Radios werden jetzt wertlos. Wie das Unternehmen auf seiner Homepage bestätigt, wird die Pure Flow Plattform am 9. Mai abgeschaltet. Damit fehlt betroffenen Radiogeräten die Anbindung an die Datenbank, die Informationen zum Internetradio-Empfang bereithält.

Ohne diese Datenbank können die Radios zwar noch eine Onlineverbindung aufbauen. Da sie aber keine via Internet verbreiteten Hörfunkprogramme mehr „kennen“ und schon gar keinen Zugriff auf deren Streamadressen mehr haben, können sie keine Webradios mehr empfangen. Einzig je nach Modell verfügbare weitere Funktionen wie der DAB+- und UKW-Empfang bleiben erhalten.

Nutzer betroffener Geräte speist Pure mit einem Einkaufsgutschein ab, über den sich der Kaufpreis eines neuen WLAN-Radios reduzieren lässt. Ob die Kunden akzeptieren, dass ihre Empfangsgeräte quasi über Nacht entwertet werden, um dann erneut zu einem Pure-Produkt greifen, bleibt abzuwarten.

So begründet Pure die Abschaltung der Flow-Plattform

Pure argumentiert: „Die Internetradio-Landschaft hat sich in den letzten Jahren erheblich weiterentwickelt, wobei neuere Formate wie Podcast und HLS-Streaming zum neuen Marktstandard geworden sind. Diese neuen Plattformen bieten den Kunden ein fortschrittlicheres Audioerlebnis, das von der Flow-Plattform nicht mehr unterstützt wird. Aus diesem Grund hat Pure die schwierige Entscheidung getroffen, Flow abzuschalten und sich auf die Entwicklung neuerer Technologien zu konzentrieren.“

Das ist nachvollziehbar. Aber man hätte die bisherige Plattform zumindest auf dem aktuellen Stand weiterbetreiben können, um nicht eine Vielzahl betroffener Radios in Elektronikschrott zu verwandeln. Leider ist diese Vorgehensweise kein Einzelfall, wie das Beispiel von Reciva zeigt.

Viele Internetradio-Hörer setzen darauf, erst gar keine WLAN-Radios zu kaufen, sondern beispielsweise Smartphones oder Notebooks für das Streaming zu nutzen. Wirklich bequem ist das aber nicht. Wer schließt schon seinen Computer oder das Handy an die Stereo-Anlage an, um darüber Radio zu hören?

Hersteller müssen handeln

Meiner Ansicht nach müssen die Hersteller die WLAN-Radios mehr softwarebasiert aufbauen, ohne das für die Nutzer gewohnte Bedienkonzept wie einen normalen „Radioapparat“ aufzugeben. Software kann man austauschen. Wenn es einen neuen Codec gibt, könnte dieser per Update nachgepflegt werden.

Stellt sich die Frage, ob die Hersteller daran überhaupt Interesse haben. Schließlich ist es bequem, die Geräte abzuschalten und darauf zu hoffen, dass die Kunden bereit sind, in neue Hardware zu investieren. Hier sollte der Gesetzgeber handeln und die Industrie ggf. auch dazu zwingen, Infrastruktur für den Betrieb auch älterer Radios aufrechtzuerhalten.