Weitere Details zur ARD-Radioreform (Foto: ARD)
ARD setzt Reformstaatsvertrag um (Foto: ARD)

Offiziell: Diese ARD-Programme fallen weg

Am 1. Dezember 2025 tritt der Reformstaatsvertrag für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Kraft. Er bestärkt die ARD in ihrem Reformkurs, verlangt ihr aber auch erhebliche Anstrengungen ab.

ARD-Vorsitzender Florian Hager: „Der Reformstaatsvertrag der Länder gibt der ARD zusätzliche Impulse für den bereits eingeschlagenen Weg. Noch mehr Zusammenarbeit, auch mit ZDF und Deutschlandradio, und noch mehr Dienst an der Gesellschaft – diese Ziele unterstützen wir. Die vielen neuen Vorgaben umzusetzen, ist zugleich eine Herausforderung, mit der wir uns schon seit Monaten intensiv befassen.“

4 aus 40

Aus den Vorgaben des Reformstaatsvertrages hat die ARD bereits knapp 40 Aufträge abgeleitet, von denen die meisten schon in der Umsetzung sind. Unmittelbar spürbar für die Nutzer werden sie in den Bereichen Hörfunkprogramme, Spartenkanäle, Onlineangebote und Gesellschaftsdialog.

Hörfunkprogramme

Der Reformstaatsvertrag schreibt der ARD die Reduktion auf höchstens 53 terrestrisch verbreitete Radiowellen bis 2027 vor. Die geforderten Reduzierungen variieren je nach Landesrundfunkanstalt und werden entsprechend von den einzelnen Häusern der ARD umgesetzt.

  • Zu den Programmen, die terrestrisch wegfallen, gehören PULS, BR24live, BR Verkehr, BR Schlager, MDR Klassik, MDR Tweens, MDR Schlagerwelt, NDR Schlager, NDR Blue, NDR Info Spezial, WDR Event und WDR Die Maus.
  • Kooperieren werden Junge Programme und Infoprogramme (über die bereits heute kooperierten Sendestrecken hinaus) im Südwesten. Dazu erarbeiten HR, SWR und SR derzeit Konzepte.
  • Analog zur ARD Mediathek wird in der Audiothek ein Kinderprofil mit „Soundzonen“ für drei Zielgruppen entstehen: Vorschule, Grundschule und Pre-Teens. Die starken Marken Mausradio (WDR) und Figarinos Fahrradladen (MDR) spielen hier eine wichtige Rolle, eine Verzahnung mit dem KiKA wird mitgedacht.
  • Für Schlagerfans entsteht eine digitale Schlagerwelt in der ARD Audiothek. Hier werden als Livestreams ein linearer Radio Webchannel, Genre-Loopstreams und digitale Angebote (Audio Content on Demand, Hitparaden und regionale Facetten) miteinander verzahnt. Darüber hinaus wird eine Brücke zu den großen Schlager-TV-Events geschlagen.
  • Der MDR liefert künftig Klassikangebote zum bisherigen BR Klassik zu. Innerhalb der klassikorientierten Wellen sollen verstärkt Inhalte gegenseitig ausgetauscht werden. Durch die Zusammenführung von Mood- und Genrestreams, Podcasts und die Verknüpfung mit der ARD-Klassik Welt entsteht zudem eine Klassikheimat in der ARD Audiothek.

Für die Umsetzung dieser Vorschläge ist ein Schulterschluss zwischen den Sendern, den Gremien und der Landespolitik nötig. Soweit die Länder die Pläne unterstützen und die rechtlichen Aufträge für den Hörfunk entsprechend anpassen, beginnt die Umsetzung der Pläne im Jahr 2026.

Schwerpunktangebote & Digitalkanäle

Der Reformstaatsvertrag macht Vorgaben für gemeinsame Angebote von ARD und ZDF. Im Bereich Information, Bildung und Dokumentation darf es künftig zwei gemeinsame Angebote geben. Bei den Angeboten für Kinder, junge Menschen und jüngere Erwachsene sind es drei, wobei funk und KiKA erhalten bleiben. Mittelfristig werden diese Angebote ins Digitale überführt.

ARD und ZDF sind nach eigenen Angaben in konstruktiven Gesprächen über ein gemeinsames Konzept und wollen zu gegebener Zeit über die Ergebnisse berichten.

Texte in Onlineangeboten

Die veränderten Regeln zur Zulässigkeit von Textinhalten sind strenger als bisher, konkrete Vorgaben bezüglich einzelner Formate gibt es nicht. Einige Begriffe sind nicht genau definiert, die Regeln selbst komplex und für jedes einzelne Online-Angebot der ARD konkretisierungsbedürftig.

Für das größte überregionale Angebot des ARD-Verbunds, tagesschau.de und Tagesschau-App, hat das in der Umsetzung folgende Konsequenzen

  • Sendung first – erst Audio/Video, dann Text (mit wenigen Ausnahmen, die im Staatsvertrag benannt sind)
  • Crossmediale Ausrichtung (übergreifende Planung von Video, Audio und begleitendem Text)
  • Verlinkung auf Angebote privater Online-Medien wird weiter ausgebaut

Durch die Umsetzung der neuen Vorgaben sind ein Verlust an Geschwindigkeit, eine geringere Sichtbarkeit in Suchmaschinen und im Ergebnis eine geringere Reichweite zu befürchten. Es wird zudem schwieriger, jederzeit die angestrebte Themen- und Perspektivenvielfalt herzustellen. Andererseits bietet eine verstärkte Hinwendung zu audiovisuellen Formaten auch Chancen für mehr Tiefe und besondere Geschichten. Ziel der ARD bleibt, trotz erschwerter Bedingungen den Auftrag im Digitalen auch langfristig zu erfüllen.

Gesellschaftsdialog

Gesellschaftsdialog meint nicht nur den Dialog mit dem Publikum, sondern auch mit Menschen, die die Angebote der ARD nicht nutzen. Gleichzeitig fehlen dem Senderverbund zufolge Debattenräume in unserer Gesellschaft. Die ARD hat sich zum Ziel gesetzt:

  • Mehr mit den Menschen zu reden, als über sie, um zu verstehen, was sie wirklich bewegt und diese Themen entsprechend in unseren Programmen aufzugreifen.
  • Mehr Austausch zu unseren Angeboten anzubieten, wie wir es bereits explizit mit Formaten wie „Mitmischen! bei der tagesschau“ machen.
  • Mehr Räume für geschützten Austausch und Perspektivenvielfalt schaffen.

Als Konsequenz sollen die ARD-weiten Dialogformate verstärkt und dazu ganz unterschiedliche Genres genutzt werden: von kritisch-nachfragenden Sendungen über Reportage- und Townhall-Formate bis zu spielerischen politischen Shows wie „Die 100“.