Die öffentlich-rechtlichen Radioprogramme in der Schweiz mussten nach der Abschaltung ihrer UKW-Sender massive Hörerverluste hinnehmen. Die privat-kommerziellen Mitbewerber sehen die Abschaltung ihrer analogen Sender seitdem kritischer als zuvor. Das eigentlich längst festgelegte endgültige Abschaltdatum, der 31. Dezember 2026, wackelt. Der Nationalrat hat sich bereits für eine Verlängerung des UKW-Zeitalters ausgesprochen, der Ständerat entscheidet im Dezember, wie Radio SRF berichtet.
SRG-Generaldirektorin Susanne Wille ist zwar der Ansicht, die UKW-Abschaltung der öffentlich-rechtlichen Programme sei kein Fehler gewesen. Dennoch befasse sich die SRG für den Fall, dass die UKW-Sendungen über das Jahresende 2026 hinaus verlängert werden, „mit allen Optionen“. Allerdings sei es für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht möglich, sofort auf UKW zurückzukehren. Die Funkkkonzessionen seien zurückgegeben worden. Die Frequenzen werden nicht neu vergeben.
Sollte der Ständerat für eine UKW-Verlängerung stimmen, ist eine Neuausschreibung vorgesehen. Öffentlich-rechtliche und private Veranstalter können sich gleichermaßen bewerben. Die neuen Lizenzen würden zum 1. Januar 2027 in Kraft treten. Erst im übernächsten Jahr könnten die SRG-Programme wieder analog auf Sendung gehen. Ob sich das nach zwei Jahren rein digitalem Betrieb lohnt, sei dahingestellt.
Knackpunkt Autoradio
Derzeit verfügt dem SRF-Bericht zufolge noch ein Drittel aller Autos in der Schweiz über keinen DAB+-Empfang. Je nach Fahrzeug lässt sich das bestehende Radio nicht ersetzen, sondern maximal mit Adaptern aufrüsten. Diese sind nicht nur unschön, sondern während der Fahrt auch schlecht bedienbar. Die mitgelieferten Scheibenantennen liefern keinen guten Empfang. Zusätzliche Dachantennen kommen für viele potenziellen Nutzer nicht in Frage.
Vor allem im Auto werden daher viele Hörer von SRG-Kanälen auf private Programme oder Sender aus Nachbarländern umgeschaltet haben, zumal diese Stationen wie bisher über UKW verfügbar sind. Neue Fahrzeuge werden aber auch in der Schweiz seit Jahren generell mit DAB+-Empfangsteil ausgeliefert. Sprich: Der Anteil rein analoger Autoradios sinkt sukzessive – wenn auch nicht so schnell, wie es sich Befürworter einer UKW-Abschaltung wünschen würden.
Für die stationäre oder portable Nutzung gibt es mittlerweile DAB+-Radios in fast allen Preislagen. Da ist an sich für jeden Hörer etwas dabei. Man darf allerdings nicht vergessen, dass das Medium Radio generell nicht mehr die Relevanz früherer Zeiten hat. Ist das gewünschte Programm mit der vorhandenen Technik nicht mehr verfügbar, wird ggf. um- oder ganz abgeschaltet.