Seit Wochen hat Antenne Wiesbaden Testsendungen über DAB+ ausgestrahlt. Kurz vor dem offiziellen Programmstart waren auch Webseite und Livestream freigeschaltet. Man durfte durchaus gespannt sein, wie der neue Lokalsender klingen würde. Am Freitagnachmittag um 14 Uhr war dann der offizielle Start, moderiert von Stephan Holler, der früher in Diensten von Hessens landesweitem Privatsender Hit Radio FFH war.
Was zum Start zu hören war, enttäuschte dann doch. Parallel zum Countdown, der um 14 Uhr endete, war noch die Musik aus dem Testprogramm zu hören. Als Stephan Holler die Hörer begrüßte, war er leider kaum zu verstehen. Stattdessen vernahm man laut und deutlich die Hintergrundkulisse. Freilich ist es verständlich, dass vermutlich das ganze Team des Senders vor Ort war. Dennoch hätte man sich gewünscht, den Moderator laut und deutlich zu verstehen.
Nach der Begrüßung war es erstmal wieder vorbei mit dem neuen Programm. Es wurde zurück auf die Testschleife geschaltet – inklusive der Trailer, die auf den längst erfolgten, wenn auch missglückten Sendestart hinwiesen. Knapp 20 Minuten später gab es einen etwas plötzlichen Übergang zwischen zwei Musiktiteln. Jetzt war Antenne Wiesbaden offenbar wieder live auf Sendung.
Oberbürgermeister live im Studio
Einige Minuten später die Bestätigung: Das Liveprogramm wurde wieder gestartet. Die Moderation klang zwar dumpf und leicht übersteuert. Generell war (und ist) das Soundprocessing nicht wirklich gut. Aber immerhin konnte man Stephan Holler jetzt verstehen. Im Studio war nun auch der Wiesbadener Oberbürgermeister, der sich über den Neuzugang in der Medienlandschaft der hessischen Landeshauptstadt freute.
Um 15 Uhr hätte man als Hörer vielleicht die ersten Nachrichten erwartet. Leider Fehlanzeige. Erst samstags waren diese erstmals zu hören – beispielsweise um 16.04 Uhr mit dem Hinweis, es sei jetzt 16 Uhr. Im Studio gehen die Uhren offenbar anders. Zwei Stunden später klappte das besser. Da fragt man sich, warum das offenbar nicht im Vorfeld getestet wurde.
Ansonsten hatte Antenne Wiesbaden seinen Hörern am Samstag nicht viel zu sagen. Das war eher so etwas wie „die längste Musikstrecke im westlichen Rhein-Main-Gebiet“. Die Webseite erklärte am Samstag nach 18 Uhr, man höre die Sendung „Bei der Arbeit“, die den Angaben zufolge von 11 bis 15 Uhr läuft. Die Uhren gehen bei der neuen Antenne also doch anders.
Damit kann Antenne Wiesbaden bislang punkten
Alles Sch***e? Nein, so ist es nun auch wieder nicht. Antenne Wiesbaden hat ein sehr breitgefächertes Musikformat mit vielen Songs, die man im Radio nicht mehr oder kaum noch hört. Am Freitagabend liefen viele Maxis wie „Situation“ von Yazoo oder „Call me“ von Spagna. Da hat es Spaß gemacht, zuzuhören.
Das Format mit vielen, aber nicht totgedudelten Klassikern könnte auch ein Grund für Hörer weit abseits der hessischen Landeshauptstadt sein, Antenne Wiesbaden einzuschalten. Der Sender klingt älter als hr3 und FFH, jünger und vor allem abwechslungsreicher als hr1 und das 80er Radio harmony, aber nicht so „antiquiert“ wie ein Oldiesender.
Wenn es um das Musikprogramm geht, passt der früher von Radio Luxemburg verwendete Claim „Erfrischend anders“. Professioneller und (redaktionell) gehaltvoller muss das Programm aber werden. Vielleicht wird das morgen ja schon besser, wenn der erste komplette Sendetag an einem Werktag stattfindet.