Autoradio im VW ID.3 (Foto: RadioBlog.eu)
Autoradio im VW ID.3 (Foto: RadioBlog.eu)

Ausprobiert: Autoradio im VW ID.3

Seit Ende vergangenen Jahres fahre ich einen VW Golf GTE. Wie berichtet ist das dort verbaute Autoradio erheblich besser als der Empfänger, mit dem ich mich in den Jahren zuvor im Skoda Octavia herumschlagen musste. Jetzt hatte ich für 24 Stunden einen VW ID.3 als Mietwagen. Natürlich wollte ich wissen, wie sich das Radio des E-Autos in der Praxis schlägt.

Der Menüaufbau ist dem bei meinen Golf sehr ähnlich. Der Player, der beispielsweise bei DAB+-Empfang die Slideshow anzeigt, hat einen eigenen Menüpunkt am linken Bildschirmrand bekommen. Im Golf ist der Player mit einer Gestenbewegung von rechts nach links auf dem Display zu erreichen (oder man wartet ein, zwei Minuten, dann wird er ohnehin automatisch eingeblendet).

Die Empfangsleistung entspricht ziemlich genau der im Golf. Je nach Standort im Raum Gelnhausen waren neben den Ortssendern unter anderem auch der MDR-Thüringen-Multiplex im Kanal 8B, der SWR-Multiplex für Rheinland-Pfalz im Kanal 11A und die Senderkette für private Programmveranstalter in Nordhessen im Kanal 6A zu empfangen.

Programmanzeige inklusive Logo (Foto: RadioBlog.eu)
Programmanzeige inklusive Logo (Foto: RadioBlog.eu)

DX und Lokal

Beim ID.3 wurde softwareseitig eine Funktion nachgepflegt, die ich mir schon für den Skoda Octavia gewünscht hätte: Man kann zwischen „FM/DAB“ und „FM/DAB (lokal)“ wählen. Bei letzterem Menüpunkt werden schwach empfangene Programme ausgeblendet. Dafür sind die weiterhin verfügbaren Stationen in der Umgebung des jeweiligen Standorts so stark zu empfangen, dass es zu keinen Aussetzern kommt.

„FM“ kann auch einzeln ausgewählt werden. Das ist im Golf nur in einem Untermenü möglich. Es fehlt aber ein DAB-only-Modus, der vielleicht auch das automatische Umschalten auf UKW verhindern würde, wenn das gewünschte Programm unterwegs digital kurzzeitig nur schwach hereinkommt. Weiterhin verfügbar ist eine Webradio-Funktion.

Interessant ist die Möglichkeit, die Liste der gerade ankommenden Programme nach drei Kriterien zu sortieren: Alphabetisch, in Gruppen und nach Genre. Nach Multiplex kann man nicht sortieren (wobei das für Normalhörer freilich auch nicht wichtig ist, für DXer wäre die Funktion hingegen wünschenswert).

Umschaltung zwischen DX- und Lokal-Empfang (Foto: RadioBlog.eu)
Umschaltung zwischen DX- und Lokal-Empfang (Foto: RadioBlog.eu)

Manuelle Abstimmung nur für UKW

Leider fehlt im ID.3 – wie auch im Golf – die Möglichkeit, manuell nach DAB+-Multiplexen Ausschau zu halten. Das ist nicht ganz so schlimm, da im Hintergrund immer nach empfangswürdigen Sendern gesucht wird, die dann auch sehr schnell in die Programmliste übernommen werden. Nett wäre es dennoch, auch manuell suchen zu können, zumal sich die Frequenz auf UKW auch händisch ablesen lässt.

Aida Radio oder auch das bundesweite Programm der Rock Antenne werden ohne Logo angezeigt. Nicht dass das lebenswichtig wäre, aber warum bekommt VW das nicht hin? Das Leben eines Autos ist oft erheblich länger als das einer Radiostation auf DAB+. Nutzer sollten dennoch stets mit einer aktuellen Liste versorgt werden.

Lösungsmöglichkeit: Das vom jeweiligen Programm gesendete Logo verwenden. Dieses könnte lokal gespeichert und automatisch überschrieben werden, wenn es senderseitig zu Änderungen kommt. Die werksseitig gespeicherten Logos sind gut gemeint, aber praktikabel ist das nicht, wenn oft gar keine oder falsche Symbolbilder angezeigt werden.

Sortiermöglichkeiten für Programmliste (Foto: RadioBlog.eu)
Sortiermöglichkeiten für Programmliste (Foto: RadioBlog.eu)

Software-Pfusch beim UKW-Empfang

Was mir sowohl im Golf als auch im ID.3 nicht gefällt: VW ersetzt beim UKW-Empfang die RDS-Kennungen der Programme teilweise durch selbst generierte Programmanzeigen. Das zeigt sich sofort anhand der Länge des dargestellten Namens. Diese ist bei RDS auf acht Zeichen begrenzt, im VW aber oft länger.

Auch hier gilt: Das ist sicher gut gemeint. Die Umsetzung ist allerdings nicht fehlerfrei, wie das Beispiel von Bayern 1 im hessisch-bayerischen Grenzgebiet zeigt. Hier ist eben nicht – wie von den VW-Radios „behauptet“ – Bayern 1 Franken, sondern die regionale Programmversion für Mainfranken zu hören.

Besonders „blöd“ wird es, wenn man wegen schwachem DAB+-Empfang von Bayern 1 Mainfranken auf DAB+ beim angeblichen Bayern 1 Franken auf UKW landet und von dort zu Bayern 1 Franken auf DAB+ weitergereicht wird. Dann ist es nämlich wirklich das mittelfränkische Regionalfenster, das man als Aschaffenburger oder Würzburger vielleicht gar nicht hören möchte.

Manuelle Frequenzabstimmung bei UKW-Empfang (Foto: RadioBlog.eu)
Manuelle Frequenzabstimmung bei UKW-Empfang (Foto: RadioBlog.eu)

S-Meter für Mobilfunkempfang

Was mir im ID.3 gut gefallen hat, ist das stets angezeigte S-Meter für den Mobilfunkempfang inklusive der empfangenen Netztechnologie. Der Mobilfunk kommt dann ins Spiel, wenn Streaming anstelle von DAB+ oder UKW genutzt wird. Im Golf bekomme ich nur angezeigt, dass die Datenverbindung vorhanden ist – ohne Informationen dazu, wie gut das empfangene Signal ist und ob gerade LTE oder doch nur EDGE verfügbar ist. 5G unterstützt der ID.3 nicht, der Golf vermutlich auch nicht.

Apple CarPlay und Android Auto können kabellos verwendet werden. Das habe ich mit CarPlay auch in der Praxis genutzt. Sowohl im Golf als auch im ID.3 klappt das gut und sehr zuverlässig. Im Skoda Octavia musste ich noch auf eine Kabelverbindung zwischen Smartphone und Car-HiFi-System zurückgreifen.

Das Radio im ID.3 erscheint mir noch etwas ausgereifter als das im Golf. Die beiden In-Car-Entertainment-Systeme sind sich aber sehr ähnlich, und man kann mit beiden gut leben, zumal sie sehr empfangsstark sind. Ich würde nicht wieder zum Skoda-Octavia-Radio wechseln wollen, das wohl das größte Manko an diesem Fahrzeug war.