Die spanische Regierung unternimmt wichtige Schritte zur Regulierung von DAB+ auf der iberischen Halbinsel. Das berichtet das Onlinemagazin Radiowereld. Ende September begann demnach die Konsultation zu einem Gesetzentwurf, der die Einführung des digitalen terrestrischen Rundfunks regeln soll.
Im Gegensatz zum Fernsehen, wo bereits vor 20 Jahren der Übergang von analog zu digital vollzogen wurde, hat sich das digitale terrestrische Radio in Spanien lange Zeit nie wirklich durchgesetzt. Nur in den Regionen Madrid und Barcelona wurden in den 90er Jahren DAB-Netzwerke in Betrieb genommen, die immer noch bestehen.
Da Spanien Mitglied der EU ist, gilt auch hier seit Jahren, dass Neuwagen standardmäßig mit DAB+ ausgestattet sein müssen. Darauf reagierten HolaDAB und andere Betreiber mit der Inbetriebnahme lokaler DAB+-Netze. Auch die öffentlich-rechtliche RTVE hat Testsendungen auf DAB+ gestartet. Es fehlt jedoch an einer gesetzlichen Regelung für die Einführung und Umsetzung des digitalen Antennenradios.
DAB+ wird zum Standard
DAB+ soll nun auch in Spanien offiziell zum Standard für digitales terrestrisches Radio werden. Landesweite Programmanbieter sollen verpflichtet werden, über DAB+ zu senden. Pro Multiplex dürfen maximal zwölf Programme übertragen werden. Bis zu 20 Prozent der Kapazität können für andere Dienste genutzt werden.
Die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt RTVE erhält Zugang zum sogenannten MF-I-Netz. Nach Inkrafttreten des neuen Gesetzes muss dieses Netz innerhalb von drei Monaten 50 Prozent der Bevölkerung erreichen. Nach einem Jahr muss dieser Prozentsatz auf 70 Prozent gestiegen sein, gefolgt von 85 Prozent nach zwei Jahren.
Senderkette für kommerzielle Sender
Für die landesweiten kommerziellen Sender wird das MF-II-Netzwerk verfügbar sein. Dieses muss mindestens 20 Prozent der Bevölkerung erreichen. Sobald die Hörerreichweite von DAB+ mehr als zehn Prozent der gesamten Hörzeit beträgt, kann die Regierung nach Rücksprache mit der Radiobranche strengere Anforderungen an die Abdeckung stellen.
Private landesweite Sender starten demnach mit einer bescheidenen Abdeckung, die sich vermutlich auf die großen Städte und deren Umgebung beschränkt. Sobald DAB+ populärer wird, können die Anbieter verpflichtet werden, ihre technische Reichweite zu erweitern.
Abweichende Regelungen für regionale Sendegebiete
Auf regionaler und lokaler Ebene wird die Einführung von DAB+ in Spanien anders geregelt. Autonome Regionen und Städte können selbst entscheiden, wann sie auf DAB+ umstellen. Zu Beginn kann sogar noch der alte DAB-Standard gewählt werden, auch wenn die Wahrscheinlichkeit dafür gering ist. Wenn eine geplante Frequenz innerhalb von 36 Monaten nicht genutzt wird, verfällt die Reservierung. Die Konsultation zum neuen Gesetz für DAB+ läuft dem Bericht zufolge noch bis Dienstag, den 4. November.