Ende August habe ich meinen VW Golf GTE durch einen Mercedes-Benz EQB 300 4MATIC ersetzt. Der VW wurde uns zu zweit auf Dauer doch etwas zu klein – nicht im Alltag, aber auf Reisen mit Gepäck. Zudem zeichnete sich das Fahrzeug durch zahlreiche Software-Fehler aus. Das fing harmlos an, wurde im Laufe der Zeit aber immer schlimmer. Die Werkstatt konnte immer nur vertrösten. Das machte einfach keinen Spaß mehr. So kam es, dass ich nach weniger als drei Jahren erneut auf Autosuche ging.
Für mich stand schon lange fest, dass es ein Mercedes werden sollte. Mit den Fahrzeugen aus der VW-Gruppe hatte ich in den vergangenen 20 Jahren immer wieder Pech: Software-Fehler, exorbitant schlechter DAB+ Empfang, Ölverlust, stille Stromverbraucher, die nie gefunden wurden, usw. Keinesfalls wollte ich erneut ein Auto aus dem Volkswagen-Konzern. Stattdessen kenne ich Mercedes-Fahrer, die seit Jahrzehnten mit ihrem Wagen zufrieden sind und sich bei einem Neukauf immer wieder einen Daimler zugelegt haben.
Im Sommer bin ich zusammen mit meiner Freundin auf „Mercedes-Tour“ gegangen. Ich dachte ursprünglich an den vollelektrischen CLA. Auf der anderen Seite habe ich auf Reisen in die USA SUVs schätzen gelernt. Ich wollte höher sitzen als in einem normalen PKW. Überraschend schnell hat sich ein EQB 300 4MATIC gefunden, der als Jahreswagen mit nicht einmal 10.000 Kilometern auf dem Tacho ein echtes Schnäppchen war. Der Händler nahm sogar den Golf zu einem fairen Kurs in Zahlung, obwohl er die Software-Probleme dieser Auto-Serie kannte. So kam es, dass wir am 28. August das neue Auto abholen konnten.

Unterschied wie Tag und Nacht
Natürlich ist es unfair, einen VW Golf aus der unteren Mittelklasse mit einem SUV von Mercedes zu vergleichen. Dennoch kam mir der Umstieg wie ein Wechsel von einem billigen Android-Smartphone für Einsteiger zu einem Highend-iPhone vor. Der Wagen fährt sich toll, und da ich zu 90 Prozent zuhause Strom laden kann, werden für mich auch die „Spritkosten“ günstiger. Zudem genieße ich es, wie ruhig und leise der EQB über die Straßen gleitet.
Ein Hauptaugenmerk lag und liegt für mich natürlich auf dem Autoradio. Wie schlägt sich das Mercedes-Modell gegenüber dem von VW verbauten Gerät? Zunächst einmal werden die gleichen Wellenbereiche empfangen wie im Golf: DAB+, UKW und Internetradio. Für letzteres greift das Mercedes-Radio auf TuneIn zurück. Das ist ein klarer Mehrwert gegenüber der chaotischen Datenbank von Airable, die bei VW zum Einsatz kam.

Empfang auf DAB+ und UKW
Ich startete mit meinen Tests auf DAB+ und UKW. Der Empfang des terrestrischen Digitalradios ist oft einen Tick schlechter als bei VW. Manchmal überrascht das Mercedes-Radio aber durch Empfänge, mit denen ich nicht gerechnet hätte. So wurde das 80er Radio Harmony von der Flörsbacher Höhe kommend, Richtung Norden fahrend, bis in die ersten Straßen von Biebergemünd-Bieber über den Nordhessen-Mux im Kanal 6A empfangen, bevor das Radio zum südhessischen Sendernetz im Kanal 12C gewechselt ist.
Fährt man weiter Richtung Gelnhausen, so wird das 80er Radio harmony zum Teil nur auf UKW empfangen, bevor das Radio im Westen von Gelnhausen endgültig in den Kanal 12C wechselt. Interessant ist, dass ein Popup-Menü bei besonders schlechtem Empfang den Wechsel zum Internetradio anbietet. Nutzt man diese Option, so ist das gehörte Programm ein, zwei Sekunden später in perfekter Qualität zu empfangen.

Wechsel zwischen DAB+ und UKW
In der Wetterau kann man recht gut testen, wie der UKW-Fallback funktioniert, wenn der DAB+ Empfang kurzzeitig nicht möglich ist. Man höre Bayern 1, fahre durch Florstadt und bewundere, wie das Autoradio auf UKW wechselt, wenn der DAB+ Empfang kurzzeitig zusammenbricht. Es gleicht automatisch den Laufzeitunterschied zwischen analogem und digitalem Empfang aus (außer wenn dieser – wie bei Radio Frankfurt – extrem groß ist).
An den exzellenten UKW-Empfang im VW Golf kommt das Mercedes-Radio nicht heran. Wie beim DAB+ Empfang ist das Radio im EQB aber nur ganz knapp zweiter Sieger. Es ist vor allem umständlich, ein Programm manuell auszuwählen, wenn es so schwach hereinkommt, dass es nicht automatisch in der Senderliste auftaucht. Das wusste ich aber im Vorfeld, da Mercedes das seit Jahren so handhabt. Man gibt die Frequenz über die virtuelle Tastatur auf dem Touchscreen ein, löst eine Suche aus und kann dann auf die eingegebene Frequenz wechseln.
Für Normalverbraucher ist das alles gar kein Problem. Einen DXer stört das aber doch. Allerdings ist es heutzutage generell kaum noch möglich, Autoradios zu bekommen, die extrem viele Einstellmöglichkeiten bieten. Im Skoda Octavia konnte ich vor drei Jahren noch manuell die DAB+ Kanäle und UKW-Frequenzen anwählen – inklusive Bandscan. Das war toll – dafür war das Skoda-Radio auf DAB+ so kastriert, dass es schlussendlich dazu beigetragen hat, dass das Auto 2022 „abdanken“ musste.

Das ist der große Mehrwert des Mercedes-Radios
Was mir gut gefällt: Das Radio im Mercedes EQB 300 4MATIC zeigt stets die Frequenz an, über die das Programm gerade empfangen wird. Das gilt auch für DAB+, wo anstelle von Kanal 5C beispielsweise 178,4 MHz angezeigt wird. Das ist seltsam, aber man gewöhnt sich daran. Leider wird der Name des Multiplexes nicht mit angezeigt, aber über die Sendefrequenz sollte sich das immer herausfinden lassen.
Was mir ebenfalls gefällt, ist dieser nahtlose Übergang zwischen terrestrischem Empfang und Internetradio. Mehrfach hat das Radio auch schon automatisch den Webstream als Empfangsweg gewählt. Unklar ist mir allerdings noch, in welchen Fällen das klappt und wann man lediglich einen Hinweis auf dem Display erhält, sodass man bei Bedarf manuell auf den Livestream wechseln muss.
Top ist auch, wie Mercedes-Benz die drei Empfangswege DAB+, UKW und Internet miteinander kombiniert. Das sieht alles ein bisschen „erwachsener“ als bei VW aus, wo man vor allem bei der Webradio-Integration immer das Gefühl hat, an einem Beta-Test teilzunehmen. Unter dem Strich ist der terrestrische Empfang im EQB 300 etwas schlechter als im Golf. Dank der nahtlosen Webradio-Integration kann man das aber für den Alltagsgebrauch vernachlässigen. Mercedes liefert das deutlich bessere Gesamtkonzept, und darauf kommt es schließlich an.