Billy Billmaier bei Gong 97.1 (Quelle: gong971.de, Screenshot: RadioBlog.eu)
Billy Billmaier bei Gong 97.1 (Quelle: gong971.de, Screenshot: RadioBlog.eu)

Billy Billmaier hört auf: Der Niedergang von Radio Gong 97.1 geht weiter

Eine der bekanntesten Stimmen in der mittelfränkischen Radiolandschaft verabschiedet sich: Billy Billmaier, der zuletzt unter anderem die Frühsendung bei Radio Gong 97.1 moderiert hatte, kehrt nach seinem Sommerurlaub nicht mehr ins Funkhaus Nürnberg zurück. NN.de (PaywallI) zitierte den begnadeten Radiomacher mit den Worten: „Früher konnten wir auch kleinere, unbekannte Bands und Musiker präsentieren. Heute ist alles in Studien getestet, der Computer wählt die Musik aus, Platz für Spontaneität oder die Personality des DJ gibt es nicht mehr.“

Das sei nicht sein Qualitätsanspruch. Kein Wunder, denn Billmaier kennt auch die Pionierzeiten des privaten Rundfunks in Deutschland. Schon in den 80er Jahren war er am Mikrofon, damals bei Radio Downtown, das aus einer Kneipe in Erlangen gesendet hat. „Wir saßen damals im Studio hinter einer Glasscheibe und haben mit den Hörern am Telefon und den Gästen in der Kneipe zusammen Radio gemacht – es war wunderschön“, so der Privatradio-Pionier gegenüber NN.de. Das heutige Radio sei nicht mehr das Radio, das er machen wolle.

Gong 97.1 erklärte, Billy Billmaier gehe in Morning Show Rente. Geplant sei, die „Billy Billmeier Show künftig wieder – wie früher“ – sonntags von 8 bis 12 Uhr auszustrahlen. Billmaier kontert, der Begriff „Rente“ sei mit ihm nicht abgesprochen gewesen. Zudem wolle er auch am Sonntagmorgen nicht mehr auf Nürnbergs Classic Rock Sender moderieren. Wohin es ihn verschlägt, ist unklar, zumal auch bei anderen Radiostationen längst nicht mehr die Moderatoren, sondern Berater und Musik-Tests unter potenziellen Hörern die Playlist bestimmen.

Billmaier-Abschied nur die Spitze des Eisbergs

Der Abschied von Billy Billmaier ist nur die Spitze des Eisbergs beim Niedergang von Radio Gong 97.1, das ich 2019 noch hier im Blog als Deutschlands bestes Rockradio bezeichnet hatte. Schon vor fünf Jahren hatte der Sender seine abendlichen Spezialsendungen zuerst auf einen späteren Sendetermin verschoben und später ganz abgeschafft. Zudem wurde die Musikrotation immer kleiner, was auch die Hörer bemerkten.

2021 versuchte Gong 97.1, das Ruder noch einmal herumzureißen. Der Sender setzte noch konsequenter als früher auf Classic Rock. Das klang zunächst vielversprechend, relativierte sich aber dadurch, dass die Playlist extrem langweilig war. Anstelle einer abwechslungsreichen Musikmischung setzt der Sender auf die zwei bis drei bestgetesteten Songs eines Interpreten oder einer Band. Kein Wunder, dass sich selbst langjährige Stammhörer von Gong 97.1 abwenden.

Ebenfalls 2021 wollte Gong 97.1 die „Rockballads“ als letzte verbliebene Spezialsendung absetzen. Unzählige Hörerproteste verhinderten das. Doch wie geht es jetzt mit der Show weiter, die bislang von Billy Billmaier moderiert wurde? Dazu gibt es noch keine Informationen. Eine neue Frühsendung hat der Sender indes bereits angekündigt. Diese soll im Herbst starten. Bis es soweit ist, übernehmen Nico Niederlich und Marc Pöperny im Wechsel die Show.

Berater raus

Doch wer auch immer am Mikrofon ist: Ohne abwechslungsreiches Musikprogramm wird sich der Niedergang von Gong 97.1 fortsetzen. Der Sender sollte seine Berater in die Wüste schicken und den Leuten am Mikrofon – freilich im Rahmen des Formats – wieder ein Stück weit Freiheiten einräumen. Niemand – außer den Beratern – will, dass alle Sendungen gleich klingen und austauschbar sind.

Radio muss überraschen, die Moderatoren müssen begeistern. Das klappt aber nicht, wenn die DJs in immer engere Formate gepresst werden und so völlig lieblose, belanglose Sendungen entstehen, die niemand hören will. Wer das nicht versteht, arbeitet leider immer weiter am Niedergang des Mediums Radio, der sich seit einigen Jahren ohnehin abzeichnet.

Wenn es nur um die Musik geht, sind Hörer bei Streamingdiensten besser aufgehoben. Wer dennoch das Radio einschaltet, erwartet Inhalte, die Spotify & Co. so nicht bieten können. Bleibt zu hoffen, dass die Verantwortlichen im Funkhaus Nürnberg das erkennen und eine Trendwende einläuten – bitte ohne KI, sondern mit echten Personalitys, die ihre Hörer begeistern und dazu beitragen, dass wieder mehr statt immer weniger Radio gehört wird.