Radio 90vier gehört zu den wenigen echten Privatsendern in Deutschland, an denen keine Großkonzerne beteiligt sind. Anfang des Jahres ging der Lokalsender an den Start. Ich saß damals im Flugzeug und konnte über das bordeigene WLAN-Netz den Sendestart live mitverfolgen.
Der 1-kW-UKW-Sender auf UKW 90,4 MHz versorgt die Region westlich von Bremen. Beobachter berichten allerdings, dass Radio 90vier zwar recht weit zu hören ist, das Gebiet, in dem die Station wirklich Ortssenderqualität erreicht, aber recht klein ist.
DAB+-Aufschaltung am Feiertag
Von Anfang an gab es die Idee, zusätzlich über DAB+ zu senden. Ende April wurde schließlich die Aufschaltung im terrestrischen Digitalradio angekündigt. Diese ist – trotz Feiertag – am 1. Mai erfolgt. Damit wird nicht nur die technische Reichweite deutlich größer als bisher. Auch die Empfangsqualität im Kernsendegebiet verbessert sich erheblich.
Ich bin gespannt, wie die Abstrahlung auf DAB+ im Bremer Multiplex auf Kanal 7D angenommen wird und ob es Radio 90vier gelingt, auf diesem Weg auch neue Hörer zu gewinnen. Es wäre dem Team um Jürgen Grobbin und Ralf Hohn in jedem Fall zu wünschen.
Programm mit Luft nach oben
Programmlich bin ich von Radio 90vier allerdings bislang ein bisschen enttäuscht. Musikalisch setzt sich der Sender viel zu wenig von der Konkurrenz vor Ort ab. Zwar punktet Radio 90vier mit der Nähe zum Publikum in der Region, aber das A und O einer Radiostation ist und bleibt nunmal die Musik.
Bei manchen vorproduzierten Ansagen, die sich oft wiederholen, dürfte zudem selbst der unbedarfteste Normalhörer merken, dass da niemand live im Studio sitzt. Hier wäre weniger (Wort) unter Umständen sogar mehr, getreu dem Motto, das bei Radio Caroline schon vor Jahrzehnten galt: „Wenn Du nichts zu sagen hast, dann lass‘ das Mikro doch einfach zu und spiel‘ Musik.“