65 Jahre Deutsche Welle (Foto: DW)

65 Jahre Deutsche Welle: Auslandssender nur noch ein Schatten seiner selbst

Die Deutsche Welle feiert in diesen Tagen ihren 65. Geburtstag. 65 Jahre nach der ersten Sendung sei die DW „als verlässlicher Partner in der Welt geschätzt“ und „gefragter denn je“, zitiert eine Pressemitteilung der DW die Bundeskanzlerin Angela Merkel. Dabei ist der Auslandssender nur noch ein Schatten seiner selbst.

Anstelle eines linearen deutschsprachigen Hörfunkprogramms gibt es seit Jahren nur noch Podcast- und Web-Angebote. Diese lasse ich gerne als Ergänzung gelten – man muss schließlich mit der Zeit gehen und zusätzliche Zielgruppen erschließen. Aber muss man dafür zwingend den klassischen Hörfunk aufgeben?

Ich war bei Auslandsaufenthalten jahrzehntelang Hörer des Funkjournals, ich habe die ausführlichen Nachrichten und Sportberichte geschätzt und mich auch über Unterhaltungsprogramme wie den Stadtbummel gefreut. Heute fühle ich mich auf Reisen von diesem einst treuen Begleiter im Stich gelassen.

Es mag ja sein, dass die Deutsche Welle ihren Versorgungsauftrag heute anders als früher versteht und sich mit einem vorwiegend englischsprachigen Fernsehprogramm vor allem an „Entscheider“ wenden möchte. Sollte es aber nicht die ureigenste Aufgabe eines deutschen Auslandssenders sein, in der eigenen Landessprache die Landsleute im Ausland zu versorgen?

Inlandssender über Satellit und Internet sind keine Alternative

Ja, über Satellit und im Internet kann ich heutzutage auch meinen heimischen Lokalsender auf Reisen empfangen. Hier sind die Sendungen aber nicht auf die Bedürfnisse der Hörer und Zuschauer im Ausland zugeschnitten. Reisewetter, Wiederholungen aufgrund der verschiedenen Zeitzonen etc. fehlen hier völlig. Das waren immer die Pluspunkte, die mir die Deutsche Welle auch in Übersee geboten hat.

Der analoge Kurzwellenrundfunk ist in der Tat ein Auslaufmodell und es ist sicher sinnvoll, die Investitionen zurückzufahren, wenn ein Sender weniger Hörer als Kilowatt Sendeleistung hat. Ich hätte mir aber gewünscht, dass es zumindest stundenweise weiterhin Programme gibt, die man auch unabhängig von Satellit und Internet mit einem einfachen Radio im In- und Ausland empfangen kann.

Zudem wäre es natürlich möglich gewesen, beispielsweise das deutsche Hörfunkprogramm der Deutschen Welle primär auch über Satellit, Internet oder im Rahmen von Kooperationen auf UKW in einigen Zielgebieten auszustrahlen. Die nun praktizierte Null-Lösung ist aber aus meiner Sicht eben keine Lösung.

Feierstimmung kommt bei mir nicht auf, wenn ich an 65 Jahre Deutsche Welle denke. Es ist eher eine Art Wehmut, wenn ich daran denke, was aus dem einst hervorragenden Auslandsprogramm geworden ist, das heute an den eigenen Landsleuten vorbei sendet, obwohl es doch aus Steuergeldern eben dieser Landsleute finanziert wird.

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