Bayern 1 war über Jahrzehnte der Lieblingssender meiner Eltern. Ich habe dieses Programm gehasst. Schlager und vor allem sehr viel Volksmusik, das waren aus meiner Sicht Klänge aus einer völlig anderen Welt.
Vor sechs Jahren kam ich eher zufällig erneut in Berührung mit dem ersten Hörfunkprogramm des Bayerischen Rundfunks. Ich fuhr mit jemandem im Auto mit und im Radio lief eben dieses Programm.
„Ach Du Sch…“ war mein erster Gedanke, doch war war denn das? Da lief doch nicht wirklich Musik von Creedence Clearwater Revival? O.K., das musste ein Versehen sein. Nächster Titel, ich war auf das schlimmste gefasst, doch aus dem Lautsprecher ertönte Musik von Fleetwood Mac.
So setzte sich das eine ganze Weile fort und ich begriff, dass Bayern 1 einen Wandel vom Programm für die Generation 80 Plus hin zu einem wirklich hörenswerten Oldies- und Classic-Hits-Programm gemacht hat. So wurde auch ich Stammhörer dieser Station.
Abends zwischen 19 und 20 Uhr mache ich allerdings bis heute einen Bogen um den Sender: Hier ist nach wie vor Volksmusik zu hören. Unvergessen auch der Samstag, an dem ich aufgrund eines Tagesausflugs schon gegen 6 Uhr aufgestanden bin und das „Rucksackradio“ mit bayerischer Musik aus dem Radiowecker ertönte.
Ja, auch diese Klänge gehören zum Bayerischen Rundfunk, aber es ist ein völliger Formatbruch inmitten des mittlerweile gut gestalteten Bayern-1-Programms, das sich auch durch eine ganz spezielle Ansprache durch die Moderatoren auszeichnet.
Nun endlich, ab Pfingsten, soll die Volksmusikstunde am Abend wegfallen. Diese Ankündigung führte zwar zu massiven Protesten. Diese sind allerdings unbegründet, denn mit BR Heimat hat der Bayerische Rundfunk auf DAB+, im Internet und über Satellit mittlerweile ein 24-Stunden-Programm mit Volksmusik eingerichtet.
Inzwischen sind die Programmpläne für die Zeit nach Pfingsten auf der Webseite von Bayern 1 abrufbar. Die Volksmusik um 19 Uhr ist wirklich weg, aber das Betthupferl für die Kinder um 19.55 Uhr gibt es nach wie vor. Auch das unsägliche Rucksackradio am frühen Samstagmorgen sowie die evangelische und katholische Morgenfeier am Sonntag bleiben im Programm.
Wirklich konsequent umgesetzt hat der BR seine Bayern-1-Reform also leider nicht. Auch in Zukunft wird es Formatbrüche geben. Dabei wäre das Rucksackradio ebenfalls gut auf BR Heimat aufgehoben, das Betthupferl und die religiösen Sendungen sind wie geschaffen für das Einschaltprogramm Bayern 2.
Bleibt zu hoffen, dass diese aus meiner Sicht ebenfalls nötigen Änderungen irgendwann auch noch erfolgen. Einstweilen freue ich mich aber, dass Bayern 1 unter der Woche schon mal durchhörbar ist. Noch eine Woche Umschalten jeweils um 19 Uhr. Danach ist dieser „Spuk“ vorbei.
Ich kann fast zustimmen. Das neue Nachtprogramm ist nicht so gut. Es gibt keine Moderation; die Verkehrsmeldungen werden von Bayern 3 übernommen. Und manchmal klappt die Automation nicht, und es klemmt bei den Musiktiteln. Das kann der BR aber besser.