Apple Music: Erste persönliche Eindrücke vom neuen Spotify-Konkurrenten

In der Vergangenheit habe ich so ziemlich jeden Musik-Streamingdienst getestet, der auf dem deutschen Markt verfügbar war oder ist. Zuletzt hatte ich mir vor einigen Wochen Beats Music einmal angesehen, um für teltarif.de über den Apple-Music-Vorläufer zu berichten.

Apple Music auf dem iPhone 6 Plus
Apple Music auf dem iPhone 6 Plus

Umso gespannter war ich auf den Start von Apple Music, zumal ich durchaus Apple-Fan bin und auch die Idee, eine Musik-App für alle Bedürfnisse auf dem iPhone zu haben, gut fand. Nicht zuletzt die Spannung auf den Start von Apple Music hatte mich gestern motiviert, iOS 8.4 sogar während des EXPO-Besuchs zu installieren.

Die Integration des Streaming-Dienstes in die Musik-App ist durchaus gelungen, aber Apple Music hat auch Nachteile gegenüber den Mitbewerbern. Das Streaming im Mobilfunknetz ist standardmäßig abgeschaltet und muss explizit vom Nutzer eingeschaltet werden, wenn er diese verwenden möchte. Es fehlt aber die Möglichkeit, verschiedene Streaming-Qualitäten einzustellen.

Im heimischen WLAN streame ich sehr gerne mit 256 kBit/s, wie von Apple Music vorgesehen. Aber mobil? Das wären dann geschmeidige 110 MB pro Stunde – einmal ganz abgesehen davon, dass selbst über UMTS hier und da Empfangsprobleme auftreten können.

Ganz nett ist die von Beats Music bekannte Möglichkeit, Lieblings-Musiksparten und Interpreten festzulegen. So erhält man dann immer Empfehlungen entsprechend dem eigenen Geschmack. Was das wirklich taugt, muss ich mir im Rahmen des dreimonatigen kostenlosen Testzeitraums aber genauer ansehen.

Extrem negativ ist mir aufgefallen, dass der Dienst direkt nach der Installation von iOS 8.4 nur teilweise in der Musik-App auf dem iPhone 6 Plus verfügbar war. Erst nach dem Schließen der Anwendung über das Multitasking-Menü und den erneuten Start war Apple Music komplett verfügbar.

Welcher normale Kunde kommt auf die Idee, dass dies nötig sein könnte? Ich habe das nur deshalb gemacht, da ich mit Hobbyfreunden zum Thema Apple Music gechattet habe und diese immer wieder von Features berichtet hatten, die bei mir überhaupt nicht verfügbar waren.

Außerdem vermisse ich einiges an Musik bei Apple Music. Wenn ich an die isländische Sängerin María Ólafs denke, die ihr Land in diesem Jahr auf dem Eurovision Song Contest vertreten hat, dann mag das nicht der Norm entsprechen, die der Durchschnitts-User mit deutscher Apple-ID sucht. Spotify, Google Play Music und sogar MixRadio bieten Marías Music aber an. Auch bei Beats Music war die EP von María zu finden. So verstehe ich nicht, dass die Songs bei Apple Music fehlen.

Stichproben zu weiteren isländischen Künstlern wie Páll Óskar haben mich ebenfalls nicht überzeugt. Hier sind zwar ältere Songs zu finden, den aktuellen Hit „Ást sem endist“ gibt es bei Apple Music jedoch anders als bei Spotify nicht.

An Spotify schätze ich zudem die „vorkonfigurierten“ Playlisten des Anbieters selbst sowie von verschiedenen Radiostationen oder auch von Usern. Das gibt es bei Apple Music nicht. Auch die Playlisten-Empfehlungen für verschiedene Tageszeiten, wie sie Spotify vor einiger Zeit eingeführt hat, gibt es bei Apple Music nicht. O.K., der Dienst verfolgt hier einen anderen Ansatz und es ist vermutlich reine Geschmacksache, ob einem das besser oder schlechter gefällt als Spotify.

Gut gefallen hat mir der Classic-Rock-Spartenkanal von Apple. Dafür fehlen für den deutschen Markt wichtige Sparten wie Schlager und Volksmusik, die ich zwar persönlich nicht brauche, für die es aber durchaus eine Zielgruppe gibt.

Von Beats One habe ich mir von vorneherein nicht viel erwartet. Wie soll eine Radiostation die Geschmäcker von Millionen von Kunden bedienen? Und in der Tat ist mir das Format dann doch etwas zu jung und cool. Für mich als Fan von Classic Rock und Album Rock sowie Hits der 70er und 80er Jahre ist das nichts.

Erstes Fazit: Für mich gibt es keinen Grund, von Spotify zu Apple Music zu wechseln. Mir fehlt das eine oder andere v0n Spotify liebgewonnene Feature, ich finde Künstler, die ich sehr schätze und die bei anderen Streamingdiensten verfügbar sind, nicht. Dazu müsste ich pro Stunde 110 MB verbrennen, um den Dienst mobil zu hören. Die Nichtanrechnung auf das zum Tarif gehörende Datenvolumen, wie ich es bei Spotify mit meinem Telekom-Handy habe, würde ebenfalls entfallen.

Noch gestern Abend habe ich die automatische Verlängerung des Apple-Music-Abonnements über den Gratis-Zeitraum hinaus gestoppt. Ich werde mir das Angebot in den kommenden drei Monaten weiter ansehen, aber zumindest derzeit ist Apple Music für mich keine Alternative.

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