Goodbye E-Plus: Mein ältester Mobilfunkanschluss wechselt ohne Portierung den Anbieter

Juli 1997: Ich erfahre vom grundgebührfreien Journalistentarif von E-Plus. Also schließe ich direkt einen Vertrag ab. Dieser hat mich durch viele Jahre Mobilfunk begleitet, auch wenn ich bereits wenige Monate später einen – seinerzeit ebenfalls grundgebühfreien – Vertrag bei der Deutschen Telekom abgeschlossen habe und ein Jahr später weitere Verträge bei D2 und Viag Interkom dazukamen.

Spannend an E-Plus war seinerzeit die Möglichkeit, kostenlos Sprachnachrichten von Mailbox zu Mailbox auszutauschen. In Zeiten, als eine reguläre Gesprächsminute vom Handy aus noch 1,79 Mark und selbst vom Festnetz aus bis zu 62 Pfennig kostete, war das schon eine sehr gute Alternative für die Kommunikation. DSL und bezahlbare Internet-Flatrates gab es ja ebenfalls noch nicht.

Abschied von E-Plus (Foto: E-Plus)
Abschied von E-Plus (Foto: E-Plus)

Allerdings hatte ich auch mit keinem Anbieter so viel Ärger wie mit E-Plus – wobei dieser auch eher in den ersten Jahren nach Vertragsabschluss zu finden war. Zuerst wollte man mir keine Telefonate ins Ausland und im Ausland ermöglichen. Hier half seinerzeit nur die Drohung mit journalistischer Berichterstattung weiter.

Fast schon legendär waren die Probleme mit dem Mailbox-System. Die Schaltung eines Profi-Anrufbeantworters, der mehr Funktionen bot (die heute längst kostenlos im Vertrag enthalten sind) und 10 Mark monatlich kostete, raubte einem durchaus den letzten Nerv, zumal mal dazu oft zig Mal die Hotline anrufen musste, bis man zufällig einen Kundenbetreuer erwischte, der sich wirklich auskannte.

Die Netzversorgung lässt an meinem Heimatort noch heute zu wünschen übrig. Obwohl E-Plus vor Jahren E-GSM-900-Frequenzen erhielt, funkt der Netzbetreiber noch heute auf 1800 MHz und bietet eine denkbar schlechte Indoor-Versorgung. Über mehrere Jahre war selbst bei gutem Empfang die Sprachqualität schlecht, da die Richtfunk-Anbindung der Basistation offenbar nicht richtig funktioniert hat.

Den grundgebührfreien Vertrag von 1997 habe ich noch heute. Zwischenzeitlich hatte ich bis zu vier E-Plus-Verträge. So war ich von Anfang an mit dabei, als Base 2005 die erste Handy-Flatrate auf dem deutschen Markt brachte und E-Plus einen Monat später mit einer ersten Daten-Flatrate – damals noch ohne jede Volumenbegrenzung und Drosselung – nachlegte.

Vor einem halben Jahr versuchte ich es noch einmal mit Base. Für 36 Euro bekam ich eine Allnet-Flat mit 5 GB Highspeed-Volumen und der Möglichkeit, meinen Tarif europaweit zu nutzen. Das ist noch immer das beste Preis/Leistungsverhältnis. Im August bin ich dennoch aufgrund der besseren Netzabdeckung mit meiner privaten Handynummer zur Deutschen Telekom gewechselt.

Nicht zuletzt war seinerzeit schon beschlossene Sache, was vor vier Tagen endgültig vollzogen wurde: E-Plus wurde vom bisherigen Mitbewerber o2 übernommen. Demnach werden perspektivisch auch die Netze der beiden Anbieter zusammengelegt. Im o2-Netz funkt aber bereits meine Geschäftsnummer und an die Zeit, als ich schon einmal komplett auf o2 als Mobilfunk-Provider gesetzt habe, denke ich nur sehr ungern zurück.

Nichts gegen o2 ansich, aber wenn ich unterwegs schon zwei Smartphones dabei habe, ist es durchaus sinnvoll, wenn diese in unterschiedlichen Netzen verwendet werden. Es handelt sich nunmal um Funknetze, die nicht flächendeckend in gleichbleibender Qualität verfügbar sein können. Da macht es durchaus Sinn, ein zweites Netz als „Backup“ zur Verfügung zu haben.

Mein Base-Vertrag endet am 22. Dezember. Ein weiterer Base-Vertrag und eine Daten-SIM laufen im kommenden Jahr aus. Was bleibt, ist die grundgebührfreie Journalistenkarte von 1997, die immer noch den Original-Tarif von damals besitzt und demnach nicht sinnvoll nutzbar ist. Darüber hinaus habe ich noch eine Base-Testkarte zur Verfügung, die im Blackberry Q10 arbeitet.

Nun bin ich gespannt, wann ich als Kunde die ersten Auswirkungen der Fusion der beiden Netzbetreiber zu spüren bekomme und was vor allem mit meinem Altvertrag längerfristig passiert. Derzeit ist er für Netztests noch ganz nett. Spätestens nach der Zusammenlegung der beiden „E-Netze“ ist der Kontrakt aber auch verzichtbar.

In diesem Sinne: Goodbye E-Plus, es war eine schöne Zeit. Schade, dass es nicht weitergeht, denn gerade in den letzten ein, zwei Jahren hast Du gezeigt, was eine richtig gute Aufholjagd in Sachen Netzversorgung ist. o2 dagegen zeigt gegenüber den Mitbewerbern hier deutliche Defizite, könnte aber nun vom E-Plus-Ausbau profitieren. Es bleibt in jedem Fall spannend.

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