Nautel-Stand auf der IBC 2023 (Foto: RadioBlog.eu)
Nautel-Stand auf der IBC 2023 (Foto: RadioBlog.eu)

IBC 2023: 5G Broadcast, DVB-I und Satellitenfunk

Am Samstag habe ich die International Broadcasting Convention (IBC) in Amsterdam besucht. Besonders spannend fand ich auf der Messe die neuesten Entwicklungen zu 5G Broadcast. Aber auch DVB-I ist ein interessanter Ansatz.

Optimod Trio von Orban (Foto: RadioBlog.eu)
Optimod Trio von Orban (Foto: RadioBlog.eu)

Das ist neu bei 5G Broadcast

5G Broadcast unterstützt jetzt auch Warnmeldungen. Das heißt, bei einem Großbrand, einer Überschwemmung oder einer anderen Katastrophe kann ein mit 5G Broadcast ausgestattetes Gerät automatisch akustisch und optisch warnen.

Interessant ist das auch für Smartphones, denn im Katastrophenfall könnten die Mobilfunknetze früher als Broadcast-Netze ausfallen. So steht eine Backup-Technologie zu Cell Broadcast zur Verfügung, was letztendlich für eine verbesserte Sicherheit sorgt.

Auf den Prototypen von Smartphones, die am Messestand der European Broadcasting Union (EBU) gezeigt wurden, funktioniert nun auch das automatische Fallback zum Internet-Streaming. Das ist dann wichtig, wenn man den Empfangsbereich für 5G Broadcast verlässt.

5G Broadcast kann jetzt auch vor Gefahren warnen (Foto: RadioBlog.eu)
5G Broadcast kann jetzt auch vor Gefahren warnen (Foto: RadioBlog.eu)

Ähnlich wie moderne Autoradios den Laufzeitunterschied zwischen DAB+ und UKW ausgleichen, wenn der Wechsel der Empfangsart erforderlich ist, funktioniert das auch beim Wechsel von 5G Broadcast zum Streaming. Vorgeführt wurde das auf der IBC allerdings nicht.

5G Broadcast ist für mobile Endgeräte optimiert. Man kann zwar theoretisch in Full-HD oder sogar 4K senden. Vorgesehen ist das allerdings wohl nicht. Dann stellt sich mir allerdings die Frage, ob sich die Einführung des Standards überhaupt lohnt.

DAB+-Sender von Plisch (Foto: RadioBlog.eu)
DAB+-Sender von Plisch (Foto: RadioBlog.eu)

DVB-I: Das steckt dahinter

Nach DVB-S, DVB-C und DVB-T jetzt auch noch DVB-I, also noch ein TV-Übertragungsweg? Nicht ganz, wie sich ebenfalls auf dem IBC-Messestand der EBU zeigte. Es handelt sich vielmehr um ein Datensystem, das für mehr Komfort sorgt.

Wenn ein Zuschauer beispielsweise Satellitendirektempfang und Streaming nutzt, kann mit DVB-I immer automatisch der bestmögliche Empfangsweg ausgewählt werden. Die Reihenfolge der Priorität kann der Programmveranstalter selbst festlegen.

DVB-I-Demo am EBU-Messestand (Foto: RadioBlog.eu)
DVB-I-Demo am EBU-Messestand (Foto: RadioBlog.eu)

Der Kunde pflegt eine einheitliche Kanalliste (oder nutzt die jeweils voreingestellte). Die Software entscheidet – je nach Verfügbarkeit beim Nutzer und nach den Vorgaben des Programmanbieters -, welcher Empfangsweg genutzt wird.

Ist die Sat-Antenne defekt oder der Empfang durch Starkregen oder Schnee gestört, wird nach Möglichkeit automatisch der nächstbeste, verfügbare Übertragungsweg genutzt. Im Showcase auf der IBC erfolgte die Umschaltung von Sat auf Streaming innerhalb weniger Sekunden.

Ändert ein Programm den Satellitentransponder, so wird automatisch auf die neuen Parameter umgeschaltet. Der Zuschauer muss nicht selbst aktiv werden. Das gleiche gilt, wenn z.B. aus Kostengründen die Sat-Abstrahlung aufgegeben und nur noch via Internet gesendet wird.

IBC-Stand von SES Astra (Foto: RadioBlog.eu)
IBC-Stand von SES Astra (Foto: RadioBlog.eu)

Übersichtlicher EPG

Eutelsat zeigte auf der IBC, wie sich der Satellitenbetreiber mehr Übersicht auf dem Startbildschirm eines Receivers vorstellen kann. Der Elektronische Programmführer (EPG) soll übersichtlicher und einfacher zu bedienen sein. Eine Demo gab es auf dem Messestand zu sehen.

Erstaunt war ich, dass beim Fraunhofer Institut auch in diesem Jahr wieder ein Receiver für Digital Radio Mondiale (DRM) zu sehen war. Das Digitalradio auf Lang-, Mittel- und Kurzwelle wurde vor mehr als 20 Jahren auf der IBC vorgestellt. Durchgesetzt hat es sich aber nicht.

Der japanische Rundfunk NHK auf der IBC in Amsterdam (Foto: RadioBlog.eu)
Der japanische Rundfunk NHK auf der IBC in Amsterdam (Foto: RadioBlog.eu)

Ansonsten sieht man auf der Messe immer mehr DAB+-Sender. Das terrestrische Digitalradio scheint also doch eine Zukunft zu haben. Das ist erfreulich, bedeutet es doch eine bessere Übertragungsqualität gepaart mit mehr Programmvielfalt.

Immer mehr Anbieter von Radio-Automationssystemen setzten auf Cloud-basierte Lösungen. Das senkt den Hardware-Aufwand beim einzelnen Programmanbieter. So gesehen ist das eine gute Sache. Erste Anbieter experimentieren aber auch mit AI. Einen Computer als Moderator werde ich allerdings niemals akzeptieren.