Ahrtalradio vor dem Start (Foto: Christian Milling)
Ahrtalradio vor dem Start (Foto: Christian Milling)

Ahrtalradio vor dem Start: Sonderprogramm für die Opfer der Flutkatastrophe

In der Nacht vom 14. auf den 15. Juli traf ein heftiges Unwetter den Norden von Rheinland-Pfalz und den Süden von Nordrhein-Westfalen. Ich hatte das Ausmaß dieser Katastrophe damals erst im Nachhinein realisiert. Als das passiert ist, war ich im Urlaub in Italien. Und Urlaub heißt für mich mittlerweile, dass ich mich auch von aktuellen Nachrichten weitgehend abschirme.

Als ich schließlich die Bilder aus dem Katastrophengebiet sah… Wahnsinn. Viele Menschen haben für immer ihr bisheriges Zuhause verloren. Der Wiederaufbau der verwüsteten Regionen wird Jahre dauern. Auch heute noch mangelt es mancherorts an der Verfügbarkeit von kritischer Infrastruktur, obwohl daran quasi rund um die Uhr gearbeitet wird.

Nun haben sich knapp 20 Radiomacher aus ganz Deutschland zusammengetan, um mit einem Sonderprogramm namens Ahrtalradio die Betroffenen zu unterstützen. „Das ist für uns mediale Nachbarschaftshilfe“, so Initiator Christian Milling aus Euskirchen, den wir auch von Projekten wie Radio 700, Shortwaveservice und Radio popEXPRESS kennen.

Ahrtalradio startet am 4. September

Losgehen soll es mit dem Sonderprogramm, das sich speziell an Leute in Bad Neuenahr-Ahrweiler richtet, am 4. September. Das Sendegebiet wurde bewusst gewählt, denn anders als die betroffenen Regionen in Nordrhein-Westfalen verfügt der Landkreis Ahrweiler nicht über ein eigenes Lokalradio.

Christian Milling: „Wir sind bei uns im Dorf glimpflich davongekommen und schockiert von den Bildern aus dem Kreis Ahrweiler. Wir möchten den Menschen vor Ort mittels eines eigenen Radiosenders für die Region Mut geben, motivieren, unterhalten, Bindeglied sein für alle ohne Smartphone und Internetzugang sowie aktiv Hilfestellung leisten bei sich aus der Flutkatastrophe ergebenden Fragen und Problemen.“

Das Programm wird mit einer Strahlungsleistung von 100 Watt auf UKW 107,9 MHz ausgestrahlt. Auf der Webseite des Projekts wird es auch einen Livestream geben. Gesendet wird zunächst bis zum 3. Oktober. So wollen die Radiomacher unter anderem auch die Berichterstattung über die Bundestagswahl sicherstellen.

Diese Inhalte sind geplant

Insbesondere sollen im Programm Inhalte angeboten werden, die durch die Flutkatastrophe aktuell nicht oder nur eingeschränkt möglich sind: So soll zum Beispiel jeden Sonntag ein Gottesdienst übertragen werden, aber auch eine tägliche Rubrik soll bei den rechtlichen Tücken mit Versicherungen und anderen Problemen helfen.

Das Ahrtalradio will auch Wirtschaft, Handel, Tourismus, Gesellschaft und Vereine wieder voranbringen. Mit einer Vielzahl einfacher Angebote haben Hörer die Möglichkeit, sich und ihre Infos und Angebote zu präsentieren. Veranstaltungstipps, Stellenangebote, Hinweise und Nachrichten von Vereinen – alles kostenlos.

„Sie melden – wir senden. Einfach eine Mail, ein Anruf oder auf unsere ‚Pinnwand‘ schreiben. Die Angebote werden von uns vorsortiert und mehrmals am Tag gelesen und auch online aufbereitet. Unternehmen, Gastronomen und Dienstleister, die vom Hochwasser betroffen sind, erhalten 60 Werbespots und die Produktion gratis. So können Sie Ihre Kunden informieren, wenn es wieder losgeht und welche Angebote oder Dienste gerade zur Verfügung stehen“, so Christian Milling. Ergänzt wird das Programmangebot mit stündlichen Welt- und Lokalnachrichten, Wetterbericht und Sportmeldungen.

Improvisiertes Studio in Bad Neuenahr-Heppingen

Anstelle eines großen Funkhauses wird aus einem improvisierten kleinen Studio in Bad Neuenahr-Heppingen gesendet. Die Sendeantenne steht exponiert an der Maria-Hilf-Kapelle auf der Landskrone. Damit soll eine gute Versorgung von Bad Neuenahr-Ahrweiler und den umliegenden Städten und Gemeinden sichergestellt werden.

„Ein ganz besonderer Dank gilt den Vereinen und Institutionen in Heppingen, die uns ermöglichen, vor Ort Studio- und Sendeantenne aufbauen zu können, sowie der Medienanstalt Rheinland-Pfalz in Ludwigshafen und der Bundesnetzagentur, die schnell und unbürokratisch geholfen haben, das Projekt starten zu können“, sagt Christian Milling im Namen des Ahrtalradio-Teams.