Sender Gemünden-Hofstetten (Foto: SmartPhoneFan.de)
Sender Gemünden-Hofstetten (Foto: SmartPhoneFan.de)

Sender Gemünden: Dieser Fernmeldeturm steht am falschen Ort

Als Mitte der 80er Jahre das Konzept für lokale Privatradios in Bayern bekannt wurde, stellte ich erfreut fest, dass auch für Lohr ein eigenes Programm geplant war. Dieses sollte auf 90,4 MHz mit einer Strahlungsleistung von 100 Watt senden.

Ein „Radio Lohr“ kam niemals zustande – genauso wenig wie ein Lokalsender für Miltenberg. Während in Miltenberg das Aschaffenburger Radio Primavera funkt, ging auf 90,4 MHz im Main-Spessart-Kreis Radio Charivari Würzburg auf Sendung.

Sender Lohr wurde nie realisiert

Der Sender für die Frequenz 90,4 MHz wurde leider nie in Lohr realisiert, sondern im weiter östlich gelegenen Gemünden. Hier befindet sich im Stadtteil Hofstetten ein 75 Meter hoher Fernmeldeturm, der sich in exponierter Höhe gut als Standort für einen Hörfunksender eignet.

Der 100-Watt-Sender von Radio Charivari versorgt Gemünden sehr gut. Schon die nördlichen Teile von Lohr werden abschattungsbedingt aber nur noch schlecht erreicht. Nach Frammersbach, das ebenfalls noch zum offiziellen Sendegebiet gehört, reichen die Signale überhaupt nicht.

Kein Empfang im hessischen Spessart

Meine Hoffnung, das Lokalradio für den Raum Lohr auch noch im hessischen Spessart empfangen zu können, zerschlug sich aufgrund dieses Senderstandorts. Das war schon Ende der 80er/Anfang der 90er Jahre eine herbe Enttäuschung.

Eigentlich werden Gemünden und erst recht die Region östlich und südlich von Gemünden auch noch vom Standort Würzburg (Frankenwarte) gut erreicht, sodass die Sendeanlage auch für das eigentliche Zielgebiet in Lohr viel besser aufgehoben wäre. Umso weniger verstehe ich, dass der Sender am Standort Hofstetten realisiert wurde.

Nun auch DAB+ aus Gemünden-Hofstetten

Am 25. März hat der Bayerische Rundfunk am Standort Gemünden (Hofstetten) auch zwei je 12,5 kW starke DAB+-Sender in Betrieb genommen. Diese verbreiten den bayernweiten Multiplex im Kanal 11D und den Unterfranken-Mux im Kanal 10A.

Aufgrund der hohen Strahlungsleistung sorgt der Sender dafür, dass auch Lohr und Umgebung noch sehr gut versorgt werden, wie ich beim Ausflug in die Region am Freitagabend festgestellt habe. Lediglich die Innenstadt von Frammersbach ist weiterhin nicht bzw. nur schlecht versorgt.

Lohr wäre der bessere Standort

Auch für DAB+ wäre Lohr der bessere Standort. Von dort aus wäre vermutlich auch Frammersbach bestens versorgt. Im Raum Gemünden kommen schon die Signale von der Frankenwarte bei Würzburg an. Das habe ich anhand des Antenne-Deutschland-Multiplexes im Kanal 5D getestet.

Der Fernmeldeturm in Hofstetten war bereits vorhanden. In Lohr hätte man einen neuen Standort errichten oder auf einen früheren Fernsehumsetzer ausweichen müssen. So war es vermutlich eine Kostenfrage, aus Gemünden anstatt aus Lohr zu senden. Für eine optimale Versorgung der zu versorgenden Region war diese Entscheidung aber eindeutig falsch.

Füllsender Frammersbach wäre eine Lösung

Wenn man nun noch die unversorgten Gebiete im Nordwesten des Main-Spessart-Kreises abdecken möchte, ist ein zusätzlicher Füllsender in Frammersbach erforderlich. Dieser könnte für Radio Charivari ebenfalls auf 90,4 MHz arbeiten, da sich die Empfangsgebiete ohnehin nicht mit denen des Senders Gemünden überlappen. Auf DAB+ sind ohnehin Gleichwellennetze üblich.

Im Fall von Radio Charivari werden die Kostenrechner vermutlich ihr Veto einlegen und sagen, dass es sich nicht lohnt, für die kleine Stadt im Spessart den Aufwand eines eigenen Senders zu betreiben. Bei DAB+ sieht es wiederum anders aus. Schließlich hat der Bayerische Rundfunk als öffentlich-rechtliche Landesrundfunkanstalt einen Versorgungsauftrag, den es zu erfüllen gilt.