Über diese Antennen wurde Europe 1 zuletzt auf 183 kHz ausgestrahlt (Foto: SmartPhoneFan.de)
Über diese Antennen wurde Europe 1 zuletzt auf 183 kHz ausgestrahlt (Foto: SmartPhoneFan.de)

Europe 1: Sender Felsberg ist Geschichte

Vor eineinhalb Jahren hatte ich mit den Hobbyfreunden von FM Kompakt noch die Möglichkeit, den Langwellensender Felsberg im Saarland zu besichtigen. Jetzt ist dieser endgültig Geschichte. Abgeschaltet wurde die Sendeanlage bereits Ende vergangenen Jahres. Jetzt sind die Sendemasten gesprengt worden.

Genutzt wurde der Sender bis zuletzt von Europe 1, das hier ein in Paris produziertes, für Frankreich bestimmtes Programm ausgestrahlt hat. Heute versorgt Europe 1 Städte und Ballungsgebiete über UKW. Den leistungsstarken Langwellensender nur für vergleichsweise wenige Hörer in ländlichen Regionen weiterzubetreiben, lohnt sich kommerziell gesehen wohl nicht.

War die Langwelle einst der wichtigste Verbreitungsweg für Privatradio in Frankreich, so nahm die Hörerzahl seit Jahren kontinuierlich ab. Die Übertragungsqualität auf den AM-Bändern ist nicht mehr zeitgemäß. Bestrebungen, die Lang-, Mittel- und Kurzwelle zu digitalisieren, sind gescheitert.

Alles hat seine Zeit

In den späten 70er und in den 80er Jahren war ich selbst begeisterter Lang-, Mittel- und Kurzwellenhörer. Wenn man mehr als die Ortssender hören wollte, gab es schlicht keine andere Möglichkeit. So erfreute ich mich dem deutschen und englischen Programm von Radio Luxemburg, den Sendungen von Radio Caroline, die damals noch aus internationalen Gewässern kamen, oder auch den deutschsprachigen Auslandsdiensten aus Ländern wie Südafrika und Kanada, Brasilien und Japan, um nur einige Beispiele zu nennen.

In den 90er Jahren veränderten sich meine Nutzungsgewohnheiten mehr hin zum Satellitenrundfunk, wo man plötzlich eine Vielzahl von Programmen aus dem In- und Ausland in bester HiFi-Stereoqualität empfangen konnte. Heute nutze ich überwiegend Internetradio, um Programme aus aller Welt zu hören.

So wie mir geht es vielen anderen Hörern auch. Daher lässt sich die Entwicklung, dass der AM-Rundfunk einen schleichenden Tod stirbt, wohl nicht aufhalten. Hätte ich zuhause eine störungsarme Umgebung, dann würde ich rein aus DX-technischem Interesse, der Wellenjagd wegen, auch heute noch öfter AM hören. Doch bei einem breitbandigen Störnebel kommt leider keine echte Freude auf, sodass meine Weltempfänger eigentlich nur noch auf Reisen zum Einsatz kommen.

AM-Grundversorgung wäre sinnvoll gewesen

Nichtsdestotrotz finde ich es nicht nur schade, sondern auch bedenklich, dass auf Lang-, Mittel- und Kurzwelle nicht wenigstens eine Grundversorgung aufrechterhalten wurde. In Krisenzeiten lässt sich das Internet schnell kappen. Ein einziger Langwellensender wäre aber ausreichend, um ein ganzes Land mit einem Hörfunkprogramm zu versorgen.