Antenne Deutschland will später starten (Foto: Antenne Deutschland)
Antenne Deutschland will später starten (Foto: Antenne Deutschland)

Zweiter DAB+-„Bundesmux“: Kein Test zur IFA

Ende Mai hatte Antenne Deutschland angekündigt, mit dem zweiten überregionalen DAB+-Multiplex im vierten Quartal 2019 starten zu wollen. Bereits zur Berliner IFA sollte es Anfang September einen Testbetrieb geben. Dieser wurde einem Bericht der Radiowoche zufolge jetzt abgesagt.

Ende Mai hatte das Leipziger Verwaltungsbericht entschieden, dass das Lizenzierungsverfahren für den zweiten „DAB+-Bundesmux“ aufgrund von Verfahrensfehlern neu aufgerollt werden müsse. Das Urteil ist nicht rechtskräftig, Zudem sind eine Revision beim Sächsischen Oberverwaltungsgericht und eine Sprungrevision beim Bundesverwaltungsgericht möglich.

Die Radiowoche zitiert Arnold Stender und Willi Schreiner, die beiden Geschäftsführer von Antenne Deutschland. Das Konsortium stehe auch nach den erstinstanzlichen Urteil dazu, „so schnell wie möglich“ auf Sendung zu gehen. „Eine finale Prüfung der Urteilsbegründung ist allerdings erst möglich, nachdem diese vorliegt. Dies ist bis heute nicht der Fall. Insofern käme ein Testbetrieb zur IFA eindeutig zu früh.“

Sendestart generell fraglich

Ich persönlich halte den Sendestart des zweiten überregionalen DAB+-Multiplexes generell für fraglich. Antenne Deutschland will erklärtermaßen nicht ausschließlich mit eigenen Programmen starten, sondern auch Drittanbieter mit ins Boot holen. Das ist nachvollziehbar, zumal der Sendebetrieb ja auch finanziert werden muss.

Ich kann mir aber kaum einen Programmveranstalter vorstellen, der unter diesen unsicheren rechtlichen Rahmenbedingungen über das Antenne-Deutschland-Netz auf Sendung gehen möchte. Es ist kaum sinnvoll, beispielsweise die Verbreitung in regionalen Multiplexen zugunsten von Antenne Deutschland aufzugeben, wenn der Sendebetrieb möglicherweise nach wenigen Monaten oder Jahren wieder eingestellt werden muss.

In den regionalen Multiplexen sind bis dahin vermutlich andere Veranstalter nachgerückt, sodass ein in den zweiten „Bundesmux“ gewechseltes Programm unter Umständen ohne terrestrische Verbreitung dastehen würde – ganz abgesehen davon, dass sich das terrestrische Sendegebiet mehrfach ändern würde, was wenig hörerfreundlich wäre.

Neues Lizenzverfahren muss her

Ein neues Lizenzierungsverfahren für den zweiten überregionalen DAB+-Multiplex, das Rechtssicherheit für alle Beteiligen mit sich bringt, wäre die sauberste Lösung. Nachteil: Der Sendestart könnte sich um Jahre verzögern. Das enttäuscht mich als Hörer, der sich schon sehr auf bis zu 16 weitere digitale Radioprogramme gefreut hat, sehr. Noch schlimmer fände ich allerdings den Start eines Sendebetriebs unter den aktuellen rechtlichen Rahmenbedingungen.