Blackberry-Zukunft: Lässt der Hersteller das Tal der Tränen hinter sich?

Blackberry hat harte Jahre hinter sich. Vom einstigen Marktführer auf dem Smartphone-Markt ist der Anbieter fast ins Nichts abgestürzt. Selbst die einst so treuen Geschäftskunden haben sich von den Handys mit physischer QWERTZ-Tastatur verabschiedet.

Kevin Michaluk von Crackberry auf dem Blackberry-Meeting in Frankfurt am Main
Kevin Michaluk von Crackberry auf dem Blackberry-Meeting in Frankfurt am Main

Im vergangenen Jahr hat das kanadische Unternehmen die Reißleine gezogen und sich aus der Produktion von Smartphones zurückgezogen. Stattdessen will man sich auf die Software-Entwicklung konzentrieren. Hardware soll künftig von Partnerfirmen kommen.

Die chinesische Firma TCL hat die Markenrechte für Blackberry-Smartphones für weite Teile der Welt – unter anderem auch Westeuropa – erworben. Mit dem Blackberry KEYone ist das erste Smartphone von Blackberry Mobile, wie sich TCL als Blackberry-Hersteller nennt, verfügbar. Das Blackberry Motion, das im Oktober vorgestellt wurde, soll in den nächsten Tagen folgen.

Aktuell tourt Blackberry Mobile mit einer „Unstoppable Tour“ durch die Lande, um für die Zukunft der Smartphones, die besonders sicher sein sollen, zu werben. Gestern machte die Tour Zwischenstopp in Frankfurt am Main. Für mich war das die Gelegenheit, um mit Produktmanagern und auch anderen Blackberry-Fans wieder einmal ins Gespräch zu kommen.

Bei Blackberry Mobile zeigt man sich verhalten optimistisch und es gibt immerhin Planungen für das kommende Jahr. Ich selbst freue mich einerseits für Blackberry und die noch immer treuen Fans, muss allerdings auch sagen, dass die Geräte aus meiner Sicht nicht mehr so reizvoll sind wie in der Vergangenheit.

Ein Blackberry Bold, ein Blackberry Passport oder auch ein Blackberry Classic: Das war jeweils ein Stück richtig hochwertige Hardware. Beste Verarbeitung, hervorragendes Display und eine perfekte Tastatur – diese Eigenschaften zeichneten neben der Software die Blackberry-Smartphones in der Vergangenheit aus.

Dann kam mit dem Blackberry Priv nicht nur das erste Android-Gerät (und das letzte Smartphone, das die Kanadier selbst gebaut haben), sondern auch ein Mega-Ausrutscher. Für anfangs knapp 800 Euro wollte Blackberry ein Handy verkaufen, das zwar optisch etwas hermachte, aber ansonsten bestenfalls als Konzeptstudie geeignet war.

Zu langsamer Prozessor, zu schwacher Akku, zu kleine Tasten und Überhitzung bei auch nur geringer Überbeanspruchung – das waren die Eigenschaften des Boliden. Anders als ursprünglich zugesagt hat das Gerät auch kein Update auf Android Nougat mehr bekommen. Immerhin werden Sicherheits-Aktualisierungen nach wie vor ausgeliefert.

Das Blackberry KEYone weiß auf den ersten Blick zu gefallen. Zudem hat das Gerät einen hervorragenden Akku. Die technischen Spezifikationen kommen aber eher aus der Mittelklasse und genau so fühlt sich das Gerät auch an. Das Betriebssystem läuft nicht ganz so langsam wie auf dem Priv, aber flüssig halt eben auch nicht. Das Display sieht extrem nach China-Ware aus (ist es ja auch) und die Tasten der physischen Tastatur sind eigentlich viel zu weich.

Selbst ich als jahrelanger Verfechter von Smartphones mit echter Tastatur muss zugeben: Ein solches Gerät brauche ich nicht wirklich, mit einem iPhone X oder Samsung Galaxy S8+ komme ich deutlich besser zurecht. Nun muss man TCL vielleicht noch etwas Zeit geben, immerhin war das der erste Versuch, ein Blackberry-Smartphone zu bauen.

Das in Kürze verfügbare Motion ist wiederum ein Fulltouch-Gerät. Sorry, das können Apple, Samsung, HTC, Sony etc. besser. Das brauche ich nicht von Blackberry. Bleibt die Hoffnung auf ein weiteres Modell mit echter Tastatur. Ein solches Smartphones soll bereits in der Pipeline sein. Ansehen werde ich es mir in jedem Fall, wenn es voraussichtlich im kommenden Jahr auf den Markt kommt. Aber ob ein Blackberry-Handheld noch einmal so reizvoll sein wird, dass ich ihn mir zulege, weiß ich beim besten Willen nicht.

Irgendwie habe ich mich daran gewöhnt, kurze Texte auf dem Touchscreen eines Smartphones zu schreiben. Für längere Texte verwende ich mein MacBook Air, das mich dank seiner kompakten Ausmaße und seines im Vergleich zu früheren Laptops geringen Gewichts auch häufig begleitet. Vielen anderen Nutzern dürfte es ähnlich gehen. So sehe ich – bei aller Nostalgie – die Zukunft von Blackberry mehr als kritisch.

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