DX-Camp mit Smartphone und Tablet: Der Twente SDR macht es möglich

Wer in der zu Ende gehenden Woche hier mitgelesen hat, hat vermutlich mitbekommen, dass ich auf dem DX-Camp der ADXB in Döbriach in Kärnten bin. Ich übe das DX-Hobby seit meinem achten Lebensjahr aus. DX steht für Distanz X bzw. eigentlich für den Rundfunkfernempfang.

Im zarten Alter von acht Jahren habe ich den Radiowecker meiner Oma geerbt und darauf abends eher durch Zufall deutschsprachige Sendungen von Radio Prag und Radio Moskau entdeckt. Morgens hörte ich Radio Luxemburg sowie die Nachrichten und die britische Presseschau von der BBC London.

Mit den politischen Inhalten aus Prag, Moskau und London konnte ich als Achtjähriger noch nichts anfangen. Ich fand es aber faszinierend, dass es möglich war, mit einem einfachen Radiowecker auf Mittelwelle Rundfunkprogramme aus dem Ausland zu hören – noch dazu in deutscher Sprache.

Ein Jahr später war ich mit einem Radiorecoder von Intercord am Start, der auch über eine Kurzwellentaste verfügte. Hier war die Programmvielfalt noch größer. Auslandssender waren im Gegensatz zur Mittelwelle auch tagsüber zu empfangen.

In besten Zeiten sendeten rund 50 Länder in deutscher Sprache. Zudem war es interessant, auch Inlandsprogramme beispielsweise aus Afrika und Südamerika zu verfolgen. Man verstand hier zwar nicht, was gesprochen wurde, konnte aber die Art der Programmpräsentation verfolgen und sich der Musik erfreuen.

Im Laufe der Jahre hat sich vieles verändert. Der Kalte Krieg ist vorbei. Viele Kurzwellensendungen wurden daraufhin eingestellt. In den westlichen Industriestaaten kann man auch auf das Internet zurückgreifen, um Radio aus aller Herren Länder zu hören. Das klappt auch mit Smartphone und Tablet sehr gut.

Für reine Programmhörer ist die Vielfalt dank Internet in den vergangenen Jahren immer größer geworden. Wer als Wellenjäger exotische Stationen empfangen möchte, hat jedoch das Nachsehen. Immer mehr Programme stellen ihre Tätigkeit auf Lang-, Mittel- und Kurzwelle ein. Dazu kommen immer mehr Geräte wie Leuchtstoffröhren, Plasma-Fernseher oder Powerline-Router, die Störungen beim Kurzwellenempfang auch über die eigenen vier Wände hinaus verursachen.

Wer einmal wirklich ungestört Kurzwelle hören und sich mit Hobbyfreunden austauschen möchte, hat die Möglichkeit, DX-Camps zu besuchen. Das Camp hier in Döbriach findet jedes Jahr im Sommer statt und lässt sich ideal mit einem Urlaub im (zumeist) sonnigen Süden verbinden.

Hier bringt jeder seine eigenen Empfänger und Antennen mit. Man kann aber natürlich auch die Geräte der Hobbykollegen einmal testen. Das kann für Kaufentscheidungen recht hilfreich sein.

Twente SDR am iPhone 5s
Twente SDR am iPhone 5s

Wer zunächst einmal in die Kurzwelle hineinschnuppern möchte, braucht dafür seit einiger Zeit nicht einmal mehr einen eigenen Empfänger. Ein iPhone oder iPad oder ein Smartphone bzw. Tablet mit Android-Betriebssystem reicht aus.

Möglich macht dies der sogenannte Twente SDR. Dabei handelt es sich um ein Software Defined Radio, das im niederländischen Enschede steht und es ermöglicht, via Internet aus aller Welt Zugriff zu haben.

Kurzwellenempfänger im Internet sind nicht neu. Der Twente SDR ermöglicht aber den gleichzeitigen Zugriff einer dreistelligen Anzahl von Interessenten, die jeweils auch immer das hören können, was sie gerade hören möchten. Bei früheren Lösungen musste man sich immer absprechen, wer von den Hörern den Empfänger steuern darf.

Auch die Frequenzabstimmung und die Einstellung weiterer Parameter gelingt fast in Echtzeit. Man meint, ein rechtes Radio vor sich zu haben und nicht etwa eine Webseite, die im Browser des PC, Mac, Smartphone oder Tablet läuft. Die Nutzung erfordert keine Anmeldung und ist kostenlos.

Vom Computer aus greift man auf den Twente SDR über die Webseite websdr.ewi.utwente.nl:8901 zu. Speziell für die mobile Nutzung optimiert ist die Seite websdr.ewi.utwente.nl:8901/m.html.

Für iOS wird der Safari-Browser empfohlen, für Android der Firefos. Ich habe auf beiden Systemen aber erfolgreich auch den von mir bevorzugten Chrome verwendet. Unter Windows Phone und Blackberry 10 klappt die Audio-Wiedergabe dagegen nicht.

Neueinsteiger finden auf der Webseite der Assoziation deutschsprachiger Kurzwellenhörer (ADDX e.V.) Hörfahrpläne mit Programmen unter anderem in deutscher und englischer Sprache. Hier kann man sich Anregungen suchen, was wann und auf welcher Frequenz zu hören ist.

2 thoughts on “DX-Camp mit Smartphone und Tablet: Der Twente SDR macht es möglich”

  1. Markus, Twente SDR hast Du wunderbar beschrieben.
    Ich kenne niemanden, der so fleißig schreibt wie Du.
    Vielleicht bis zum nächsten RMRC-Stammtisch.
    Harald

  2. Es ist schon sehr praktisch das man KW und MW Sender über das Internet hören kann. Ich selber arbeite im Grossraumbüro,wo eben diese Probleme wie Manmadenoise existieren und es keinen Sinn ergeben würde meinen Sony Weltempfänger zu benutzen.

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