Erster SmartPhoneFan.de-Netztest Biebergemünd-Bieber

Seit drei Jahren teste ich für teltarif.de immer im Frühjahr bzw. Frühsommer die Performance der Internet-Zugänge in den Mobilfunknetzen. In diesem Jahr gibt es erstmals auch einen SmartPhoneFan.de-Netztest, und zwar einen regionalen oder besser gesagt lokalen für meine Heimatgemeinde Biebergemünd-Bieber.

Mobilfunk gibt es hier seit 1994. Seinerzeit hat die Deutsche Telekom am Standort des Fernsehumsetzers für ZDF und Hessen 3 eine GSM-900-Rundstrahlantenne für T-D1 in Betrieb genommen. Ein Jahr später entschloss sich Mannesmann Mobilfunk für eine Mitnutzung der Antennenanlage. Seitdem ist auch D2privat – heute Vodafone – hier verfügbar.

Mobilfunk-Basisstation in Biebergemünd-Bieber
Mobilfunk-Basisstation in Biebergemünd-Bieber

E-Plus montierte seine Antenne zwei Jahre später einen Berg weiter auf dem Fernsehumsetzer des Hessischen Rundfunks, der das ARD-Programm ausstrahlte. Hier war eine Zwei-Sektor-Site auf 1800 MHz aktiv.

o2 startete im Dezember 2007 mit einer Zwei-Sektor-E-GSM-900-Site am DFMG-Standort, der auch „Heimat“ der beiden D-Netze ist. Das war erst möglich, nachdem die analoge Fernsehära zu Ende war und die TV-Antennen abmontiert waren. Grund: Der Mast ist statisch ausgereizt.

Dennoch musste die GSM-1800-Anlage von E-Plus ebenfalls auf diesen Standort wechseln, da der Hessische Rundfunk seinen Standort aufgab, als dieser nicht mehr für Fernsehsendungen gebraucht wurde. Die E-Plus-Antennen hängen recht tief, so dass die Ausbreitungsbedingungen nicht ideal sind. Umso unverständlicher ist es, dass E-Plus weiter auf 1800 MHz arbeitet und nicht auf 900 MHz wechselt, wo die physikalischen Ausbreitungsbedingungen deutlich besser sind.

Aktuell bietet o2 für reine Sprachtelefonie die beste Netzabdeckung. Selbst in den Kellern der meisten Häuser zeigen die Handys in der Regel Vollausschlag auf dem Display an.

An zweiter Stelle folgt das Mobilfunknetz der Deutschen Telekom. Wer ungünstig wohnt und vielleicht noch an einer Stelle im Haus telefonieren möchte, die zur Basisstation abgewandt ist, bekommt aber teilweise schon Probleme. Ich kann mich an Situationen (nicht bei mir zuhause) erinnern, wo sich so manches Handy im Erdgschoss teilweise aus dem Netz ausgebucht hat.

Noch etwas schwächer ist das Vodafone-Netz, das die Telekom-Antenne mitnutzt. Durch die Einspeiseweiche entsteht ein Verlust von etwa 6 dB. Outdoor ist das Netz dennoch in guter Qualität verfügbar, innerhalb geschlossener Räume kommt es zum Teil zu Einschränkungen.

Der E-Plus-Empfang ist nur wenig schlechter als das Vodafone-Signal. Dennoch merkt man in Extrem-Sitationen die höhere Dämpfung auf 1800 MHz. Dafür arbeitet E-Plus im Gegensatz zu den D-Netzen mit Richtantennen.

Wer hier in Biebergemünd-Bieber telefonieren möchte, ist mit o2 also am besten bedient. Doch wie sieht es mit der Internet-Nutzung aus? Generell bescheiden, denn UMTS und LTE gibt es bis dato nicht. Aufgrund der Statik-Probleme fürchte ich auch, dass sich daran so schnell nichts ändern wird, auch wenn es Absichtsbekundungen der Deutschen Telekom und von Vodafone gibt, ihr Netz entsprechend aufzurüsten.

o2 can't Internet do - zumindest in Biebergemünd-Bieber ist der Zugang faktisch unbrauchbar
o2 can’t Internet do – zumindest in Biebergemünd-Bieber ist der Zugang faktisch unbrauchbar

Im Test mit Apple iPhone 5s, Blackberry Q10, Samsung Galaxy Note 3 und Nokia Lumia 1020 hinterließ der EDGE-basierte Internet-Zugang von o2 einen bescheidenen Eindruck. Zwar lagen die Downloadraten bei rund 140 kBit/s und Uploads waren mit mehr als 200 kBit/s möglich. Die Ansprechzeiten waren mit zum Teil mehr als 1000 ms jedoch unakzeptabel hoch.

In der Praxis ist der Internet-Zugang mit o2 hier praktisch unbrauchbar. Für einen E-Mail-Pushdienst mag die Performance noch ausreichen, aber beim Versuch, Internet-Seiten mit dem Browser zu öffnen, tat sich im Test weitgehend nichts.

Ordentliche EDGE-Performance im Telekom-Netz
Ordentliche EDGE-Performance im Telekom-Netz

Ganz anders war das Bild im Netz der Deutschen Telekom. 220 kBit/s im Downstream und 130 kBit/s im Upstream bei Pingzeiten von rund 250 ms können sich durchaus sehen lassen. Für EDGE-Verhältnisse ist das durchaus gut. Das Surfen ist langsam, aber immerhin überhaupt möglich. Dafür hatte ich bei eingehenden Sprachtelefonate im Telekom-Netz in den vergangenen Monaten immer wieder Blocking, so dass die Anrufer auf der Mailbox landeten.

Wie in den 90er Jahren: Vodafone-Kunden müssen auf Internet verzichten
Wie in den 90er Jahren: Vodafone-Kunden müssen auf Internet verzichten

Auch Vodafone bietet in Biebergemünd-Bieber EDGE an. Allerdings ist der Internet-Zugang bereits seit mehr als einem Jahr faktisch nicht mehr nutzbar. Nachts kann man im Internet surfen, tagsüber beträgt der Datendurchsatz 0, in Worten: Null! Meistens erscheint nicht einmal das EDGE-Symbol im Handy-Display. So kann man noch telefonieren und SMS austauschen – und das wars. Mobilfunk wie vor 20 Jahren.

E-Plus bietet als einziger Netzbetreiber hier nur GPRS ohne EDGE-Erweiterung an. Diese war oder ist noch eigentlich geplant. Ich bin gespannt, ob das nach der faktisch feststehenden Übernahme durch o2 noch realisiert wird.

Persönlich wäre mir eher an einer möglichst schnellen Netzzusammenlegung gelegen, wenn sich die Fusion der beiden Betreiber schon nicht verhindern lässt. Dann nämlich könnten die E-Plus-Antennen abgebaut werden und spätestens zu diesem Zeitpunkt würde die Statik wohl den für einen Ausbau von Telekom und Vodafone erforderlichen Spielraum hergeben.

Auch der Internet-Zugang im E-Plus-Netz ist in der Praxis unbrauchbar
Auch der Internet-Zugang im E-Plus-Netz ist in der Praxis unbrauchbar

Aktuell ist der Internet-Zugang im E-Plus-Netz nicht zu gebrauchen. Die Datenraten liegen zwischen 0 und 30 kBit/s und die Pingzeiten sind auf o2-Niveau. In der Regel reicht es nicht einmal für E-Mail-Empfang und WhatsApp.

Insgesamt ist das hier ein äußerst trauriges Bild. Zuhause bin ich dank VDSL 25 bestens aufgestellt, doch sobald man das Haus verlässt, ist man quasi offline. Eigentlich ist es unfassbar, dass es so etwas im Jahr 2014 noch gibt. Mir ist die Problematik mit der Statik des Mastes wohlvertraut, aber in einem solchen Fall muss dann halt eben in einen Neubau investiert werden.

Nun bin ich gespannt, ob zumindest Telekom und/oder Vodafone tatsächlich einen Ausbau auf UMTS und/oder LTE realisieren. Hier im Blog wird selbstverständlich darüber berichtet.

1 thoughts on “Erster SmartPhoneFan.de-Netztest Biebergemünd-Bieber”

  1. Und das sind dann die berühmten weißen Flecken. Für sein Grundstück/Haus taugt Wlan und vielleicht auch noch Outdoorrepeater, um etwa das Umfeld mitzuversorgen. Aber sonst mehr als ein Armutszeugnis! Da kannst du froh sein, das VDSL anliegt.

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