Gestern Abend hat Apple sein neues Betriebssystem für iPhone, iPad und iPod touch, iOS5, vorgestellt. Wir haben auf teltarif.de ausführlich über die Neuerungen berichtet, die ab sofort für Entwickler und ab Herbst auch für Otto Normaluser zur Verfügung stehen.
Mit einem neuen iPhone-Modell durfte man zur diesjährigen WWDC nicht unbedingt rechnen, auch wenn es kurz vor dem Event noch Gerüchte gab, die doch wieder in diese Richtung gingen. Zumindest mit einem runderneuerten – und nicht nur überarbeiteten – Betriebssystem hatte ich aber doch gerechnet.
Look and feel von iOS bleibt aber auch bei der fünften Auflage des Betriebssystems unverändert. Es gibt weder die von Android bekannten Homescreen-Widgets, noch die Kacheln, wie beim Windows Phone einen guten Eindruck hinterlassen.
Das neue Notification Center soll es rausreißen und einen Ersatz bieten? Keine Frage, es bietet eine deutliche Verbesserung. Inwiefern es jedoch in der Praxis so funktioniert, wie man es sich wünschen würde, muss die Praxis zeigen.
Nach wie vor gibt es auch keine Profile, mit denen man quasi auf Knopfdruck die Klingeltöne laut, leise oder ansteigend, den Vibrationsalarm ein- oder ausschalten könnte. Der Lautlos-Knopf ist meiner Ansicht nach kein Ersatz für eine Basis-Funktion, die einfache Nokia-Handys schon in den 90er Jahren an Bord hatten.
Die Twitter-Integration ins Betriebssystem finde ich gut. Warum aber nicht auch gleich Facebook? iMessage als Instant Messenger für iOS ist ebenfalls eine super Sache. Warum aber ein geschlossenes System – ähnlich dem Blackberry Messenger? Warum kann man nicht auch seine bestehenden Messaging-Konten bei ICQ, AIM, Yahoo! oder MSN mitnutzen?
Die neue Reminder-Funktion mag ganz nett sein. Ich hätte mir eher gewünscht, die Notizen und Aufgaben aus meinem Microsoft-Exchange-Account auch ohne externe Software auf das iPhone bringen zu können.
Automatische Software-Updates sind ganz nett, allerdings auch keine bahnbrechende Neuerung. Android kann das schon lange. iCloud als kostenloser MobileMe-Nachfolger ist eine gute Sache. Das interessanteste Feature, die eigene Musik stets in der Cloud verfügbar zu haben, ist aber – ähnlich wie bei Google Music – zunächst nur in den USA verfügbar.
Es kommt dazu, dass das alles erst ab Herbst verfügbar ist. Bis dahin stellt Google mit Ice Cream Sandwich aber auch schon die nächste Android-Generation vor und für Windows Phone ist das Mango-Update verfügbar. Mit dem iPhone Classic und dem iPhone 3G, inklusive dem seinerzeit ersten großen iOS-Update – gab Apple den Ton auf dem Markt für Multimedia-Smartphones an. Heute habe ich eher den Eindruck, dass man nicht mehr der Innovationsführer ist, sondern eher auf die Features der Konkurenz reagiert.
Irgendwie blieb bei der WWDC-Keynote in diesem Jahr der „Wow-Effekt“ aus, der sich bei mir in den Vorjahren immer eingestellt hat. Zugegeben, das hängt auch damit zusammen, dass es erwartungsgemäß kein neues iPhone gab. Bleibt die Hoffnung auf die nächste Keynote… und die Bestätigung, dass ich mit dem Samsung Galaxy S2 als neues Smartphone auf das „richtige Pferd“ gesetzt habe.